Aus der Einleitung:

Im Balinesischen gibt es, wie mir eine Ethnologin erzählte, nur einen Begriff für Arbeit und der umfasst alle Tätigkeiten des aktiven Lebens: von der Hausarbeit bis zum Gebet. Der Begriff Arbeit, so wie er von uns heute gebraucht wird, ist dagegen mit einer Schwere verbunden, die gute Gründe hat. Es ist nicht der Anteil der Mühe, der uns eine Tätigkeit zur Arbeit werden lässt, es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse und es ist unser Verhältnis, unsere Beziehung zu dem, was wir tun. Verständlich werden uns die Konnotationen, die mit dem Begriff Arbeit verbunden sind, wenn wir Arbeit aus der Perspektive des Verhältnisses von Freiheit und Notwendigkeit betrachten. Die Freiheit, die ich meine, ist eng verbunden mit den Kategorien Sinn und Sinnlichkeit.

Wir leben heute – ganz im Sinne Hannah Arendts – mehr denn je in einer Arbeitsgesellschaft. Womit umschrieben werden soll, dass die Rahmenbedingungen, unter denen unsere Gesellschaft heute Arbeit organisiert, dazu führen, dass uns immer mehr Tätigkeiten und immer mehr unseres Daseins zur Arbeit wurden. Es ist uns nämlich bis heute nicht gelungen, den gesellschaftlichen Reichtum, der als Ergebnis unserer hohen Produktivität möglich wurde, so zu verteilen und die Wertschöpfung so zu organisieren, dass die ökonomischen Notwendigkeiten – ein Wort, in dem die Not an erster Stelle steht – Stück für Stück entfallen und im Gegenzug Freiheiten und Chancen zunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass heute neben die neuen gesellschaftlichen Notwendigkeiten als Imperativ ökologische Naturnotwendigkeiten treten. Der organisierte Überfluss, in dem wir – die internationale Konsumentenklasse – leben, wird der Welt zum Fluch. Wenn es nicht gelingt, im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte unseren Wohlstand mit weniger Ressourcen und Umweltzerstörung zu erzeugen und den Finanzsektor in den Dienst der Menschen zu stellen, stürzen wir unsere von Leid, Armut und Ungleichheit gekennzeichnete Welt in immer neue und tiefere Krisen. Dieses Untergangsszenario entspricht durchaus dem Ernst der Lage und wird sowohl in der Peak-Oil-Diskussion, von Berichten der Welternährungsorganisation als auch – positiv gewendet – von Aktivisten der Transition-Bewegung mit einer Fülle von Fakten belegt.