Aus der Einleitung:

Die weltpolitischen Ereignisse der letzten Jahre haben die Polarisierung in eine „westliche“ und eine „islamische“ Welt, die stark mit der arabischen Welt assoziiert wird, verstärkt. „Westen“ und „Islam“ sind somit zu Identifikationspolen geworden. Es spricht auch vieles dafür, dass der Islam in weiten Teilen der Bevölkerung „westlicher“ Gesellschaften als bedrohlich wahrgenommen wird. Und das in doppelter Hinsicht:

1. Als materielle bzw. physische Bedrohung: Wahrnehmung einer Gefährdung der materiellen oder physischen Existenz; und

2. Als symbolische Bedrohung: Diese manifestiert sich in Konflikten über Werte, religiösen Glauben oder weltanschauliche Überzeugungen. Sie gründet auf der Wahrnehmung von Differenzen, die im Extremfall grundsätzlich sein können und dann das eigene Handeln schlechthin bzw. in nicht hinnehmbarer Weise einengen.

Das Ziel dieses Beitrags besteht darin, plausible Antworten auf folgende Fragen vor allem im privatwirtschaftlichen Kontext der Entsendung von Fach- und Führungskräften in arabisch-islamische Länder zu geben:

1. Woher stammt die Bedrohungswahrnehmung?

2. Wie entstehen Handlungsfreiheit und Handlungseinengung?

3. Durch welche Strategien kann die Handlungsfreiheit (wieder)erlangt, aufrechterhalten und gesteigert werden?

Die dritte Frage nach den Handlungsstrategien wird nicht nur im privatwirtschaftlichen, sondern auch im kulturellen Überschneidungskontext der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) (ebenfalls mit islamisch geprägten Ländern) behandelt.

Es wird zunächst auf die zwei Formen der Bedrohungswahrnehmung (physische und symbolische) auf einer gesellschaftlich-politischen Ebene näher eingegangen (Kapitel zwei). Kapitel zwei leitet auch zur Thematik der Auslandsentsendung im privatwirtschaftlichen Kontext über. Im Kapitel drei werden Fremdwahrnehmung, Handlungsfreiheit und Handlungseinengung sowie die Handlungsstrategien von Auslandsentsandten anhand der Ergebnisse eines bereits abgeschlossenen Forschungsprojektes konkret analysiert. Kapitel vier ist einer groben Analyse der Interventionsstrategien in der EZ gewidmet. Im Kapitel fünf schließlich werden Perspektiven für eine Neuorientierung in der Zusammenarbeit mit arabisch-islamischen Ländern grob skizziert.