Aus der Einleitung der Hg.:

Der Text von Birger P. Priddat thematisiert den fundamentalen Wandel der modernen Marktwirtschaften, die auf Basis der industriellen Massenproduktion durch anonyme Angebotsstruktur geprägt waren, hin zu einer economy of persuasion, in der auf Basis der digital erhobenen individuellen Nutzerdaten sowie daraus generierter Nutzerprofile Unternehmen die Konsumenten stetig und inszeniert beeinflussen. „Charakteristisch für moderne Marktwirtschaften – auf der Basis industrieller Massenproduktion – ist eine anonyme Angebotsstruktur: Die Produzenten wissen nicht, wer ihre Käufer sein werden, und auch nicht, wie viele.“ Und: „Wir halten das für so normal, dass wir es konzeptionell nicht mitdenken: dass dynamische Märkte groß angelegte Überredungsarenen sind – eine performative economy of persuasion. Das heißt: die Konsumenten sind keine frei, unabhängig und rational entscheidenden Akteure, sondern handeln unter wettbewerblich inszeniertem Einfluss“. Data-based profiling speichert das Verhalten der Käufer und wertet dieses aus, um maßgeschneiderte Angebote jederzeit im digitalen Raum zu lancieren und den Konsumenten zu umschmeicheln: die Anonymität ist somit aus Konsumentensicht Geschichte. Hinzu kommt der Umstand einer umfassenden und sich immer mehr verstärkenden Informationsasymmetrie. Der normale Nutzer ist nicht in der Lage nachzuvollziehen, in welchem Maße Daten und Profile seines Verhaltens erfasst werden. Nichtsdestotrotz agieren wir als Nutzer in diesen neuen datengetriebenen Systemen individuell und selbstreferentiell: „Die Märkte inszenieren unsere Individualität: wir begegnen in den Angeboten gleichsam uns selber. Die Märkte spiegeln uns: wir kaufen dann nicht, weil wir etwas attraktiv finden, sondern weil wir uns attraktiv finden, indem wir uns durch die Käufe bestätigen.“ Letztlich, führt Priddat aus, werden die klassischen Konsumenten durch behavioural patterns als neue Akteure insbesondere auf den digital organisierten Märkten ersetzt: „Die behaviourial patterns sind die ‚neuen Akteure‘ der (neuen) Mikroökonomik; die Transaktion ihr jeweiliger (einziger) Ort. ‚Märkte‘ sind Mannigfaltigkeiten solchermaßen diversifizierter Orte mit eigenen Geschichten.“