Aus der Einleitung

Beobachtet man einige der fundamentalen wirtschaftspolitischen Erklärungsansätze der letzten Dekaden, so zeigt sich, dass die realwirtschaftlichen Entwicklungen zur Hochzeit der Finanzmarktkrise auch bei einflussreichen Ökonomen oder Institutionen wie der Bundesbank oder der Europäischen Kommission ihre Spuren hinterließen und zu erstaunlichen Anpassungs- und Lernprozessen geführt haben.

Bis 2008 war beispielsweise die Vorstellung verbreitet, die traditionelle Geldpolitik der Zentralbanken garantiere auch über den Konjunkturverlauf und in Zeiten relativer, ökonomischer Instabilitäten einen steten Wachstumspfad. Nicht nur seitens der Europäischen Kommission wurde die Auffassung vertreten, ausgeglichene Staatshaushalte seien unter den Bedingungen des one-size-fits-all für Preisstabilität und Wachstum unabdingbar. Dass dramatische Verschiebungen der Finanzierungssalden einer Volkswirtschaft zu einem realwirtschaftlich relevanten Sparparadoxon führen könnten, galt als schlichtweg unsinnig. Nicht nur diese drei, vermeintlich gesicherten Erkenntnisse und Gewissheiten wurden durch die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzmarktkrise quasi einem Stresstest unterzogen.

Dieser Essay versucht einige wenige dieser erstaunlichen Entwicklungen exemplarisch darzustellen und nachzuzeichnen. Alle besitzen einen Bezug zur Relevanz von Finanzierungssalden als Instrument der Bewertung makroökonomischer Sachverhalte.