Aus dem Fazit:

Südkorea ist einer der „alten“ Nachzügler, denen die Industrialisierung mit Hilfe staatlicher Interventionen gelungen ist. Nun ist die Zeit gekommen, eine neue Industriepolitik zu entwerfen. Die Gründe dafür sind zahlreich: immer stärkere internationale Konkurrenz, auch wegen der Schwellenländer, die neuen Techniken, die Corona-Pandemie, der Handelskonflikt mit Japan, die Klimakrise. Die Regierung reagierte auf diese Herausforderungen bisher mit sehr unterschiedlichen industriepolitischen Maßnahmen: mit regionalem Jobkorporatismus, mit der Lokalisierung der Wertschöpfungskette, mit dem New Deal (Digital-, Green- und Human New Deal). Das überwölbende Ziel dieser neuen Industriepolitik: Südkorea soll von einem Nachzügler zu einem industriell fortgeschrittenen Land aufsteigen. Wird es gelingen?

Die jetzige Industriepolitik konzentriert sich auf die Förderung der Zukunftstechnologien und -branchen, beispielsweise KI, Bioindustrie, Halbleiter und E-Mobilität. Die alten Schlüsselindustrien wie Stahl, Schiffbau und Haushaltsgeräte werden den Marktentwicklungen überlassen. Zu einem bedeutenden Problem könnte es werden, dass die Regierung auch heute noch auf die frühere Strategie der selektiven Förderung setzt. Eine Strategie, die in der fordistischen Ära funktionierte. Offen ist, ob sie auch in der Ära der „disruptiven Innovationen“ etwas taugt.