Aus der Einleitung der Hg.:

Im Fokus des Beitrags von Margareta Kreimer und Ines Heck steht die „Baumol’sche Kostenkrankheit“. Gegen ein ökonomisch verengtes Narrativ, soziale Dienstleistungen seien primär Kostentreiber, stellen die Autorinnen eine feministisch-ökonomische Sichtweise auf soziale Dienstleistungen vor. Dazu greifen sie das auf Susan Donath zurückgehende Konzept der „anderen Ökonomie“ auf. Für diese „andere Ökonomie“, die vor allem den Bereich der (formellen wie informellen) Care- und Reproduktionsarbeit in den Blick nimmt, sei die Standardökonomie weitgehend blind. Da z.B. anfallende Pflegebedarfe häufig durch den informellen Sektor – meist durch die Familie – gedeckt werden müssen, wird Sorgearbeit nicht adäquat in offiziellen Statistiken wie der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfasst.

Auch die gängigen „Therapieansätze“ der „Kostenkrankheit“ verdeutlichen, dass die besonderen Bedarfe der „anderen Ökonomie“ und deren spezifische Formen der Bedarfsdeckung meist nicht berücksichtigt werden. So führt etwa im Bereich der Altenpflege die durch Personalkürzungen erzielte Kostensenkung dazu, dass Pflegebedarfe vermehrt in den informellen Bereich der „anderen Ökonomie“ gedrängt werden. Auch hinsichtlich möglicher, durch technologische Entwicklungen erzielter Produktivitätsgewinne bleiben die Autorinnen skeptisch. Zwar könnten Digitalisierung und Technisierung zu einzelnen Erleichterungen führen. Setze man aber zu stark darauf, leide wahrscheinlich die Qualität der geleisteten Pflege. Anstelle derartiger Strategien der Kostensenkung schlagen Kreimer und Heck u. a. vor, stärker an das Konzept der Sozialinvestition anzuschließen, das Ausgaben für soziale Dienstleistungen nicht bloß als Kosten, sondern auch als Investitionen begreift. Auf diese Weise ließe sich verdeutlichen, dass Ausgaben für soziale Dienstleistungen auch gesellschaftlich wünschenswert sind. Während das Sozialinvestitionskonzept in kurzer und mittlerer Frist eine gangbare Alternative zu den üblichen Kostensenkungsvorschlägen sei, müsse langfristig die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der „anderen Ökonomie“ deutlicher herausgearbeitet werden.