Aus der Einleitung:

Die EU stand im Zuge der EU-Osterweiterung vor der gewaltigen Aufgabe, die Integration der neuen Mitgliedsländer in die EU zu gestalten und ihren wirtschaftlichen Aufholprozess zu fördern. Dieses geschah in vielfältiger Weise durch finanzielle Hilfen und Beratung, vor allem aber durch eine Liberalisierung der Handels- und Ressourcenströme zwischen den Regionen.

Mit den Grenzöffnungen in den mittel- und osteuropäischen Staaten gegen Ende der 1980er Jahre wurde Deutschland bereits zum bevorzugten Ziel von Ost-West-Wanderungen in Europa. Ebenso begannen deutsche Firmen schnell damit, die neuen Märkte im Osten Europas zu erkunden, um sie als Absatz- und Beschaffungsmärkte zu nutzen.

Auf die (Arbeits-)Migration aus Mittel-Osteuropa reagierte die deutsche Politik damals mit Abwehr, obwohl sie lange Jahre die Freizügigkeit für Bürger der Warschauer-Pakt-Staaten gefordert hatte. Auch die Medien thematisierten Befürchtungen, wonach die neuen Migrationen aus dem Osten Europas die heimischen Arbeitsmärkte destabilisieren, die Sozialsysteme überfordern und soziale Konflikte nach sich ziehen könnten. Angelehnt an die klassische ökonomische Theorie wurde argumentiert, dass Einwanderung die Arbeitslosigkeit unter Einheimischen erhöhen und Druck auf die Löhne ausüben könnte. Wenig wurde dabei berücksichtigt, dass die Auswirkungen wesentlich von der Qualifikation der Einwanderer abhängt. Die Einwanderung geringqualifizierter Arbeitskräfte führt typischerweise zu Konkurrenz mit gleichqualifizierten heimischen Kräften, während bei hochqualifizierten Arbeitskräften kaum negative Auswirkungen zu befürchten sind. Auch ist die Nachfrage- und Knappheitssituation auf dem Arbeitsmarkt zu berücksichtigen.

Ähnliche Auswirkungen wurden auch von den deutschen Investitionen in den neuen Märkten erwartet. Es war klar, dass die Erweiterung des EU-Wirtschaftsraums von beträchtlichen Umlenkungen der Ressourcenströme begleitet sein würden, die es einerseits den Unternehmen erlaubten, ihre Konkurrenz- und Absatzsituation durch Nutzung der neuen Märkte zu verbessern, andererseits aber auch im Heimatland der Investoren soziale und wirtschaftliche Herausforderungen schaffen konnten. Insbesondere waren die Kapital- und Investitionsströme nach Mittel- und Osteuropa von Sorgen über den Abbau deutscher Arbeitsplätze begleitet. Hierbei muss betont werden, dass all diese Entwicklungen zeitlich mit einer weltweiten Globalisierung einhergingen, durch die vor allem Asien stärker in die internationale Arbeitsteilung einbezogen wurde.

Dieser Aufsatz untersucht die Auswirkungen der Migration und der deutschen Auslandsinvestitionen in den Ländern Mittel-Osteuropas auf den deutschen Arbeitsmarkt, die sich im Zuge der EU-Osterweiterung manifestierten.