Aus dem ersten Kapitel:

Es ist eine zentrale Prämisse mikroökonomischer Modelle, dass es Wirtschaftsgüter gibt. (...) Gerade weil das Wirtschaftsgut der Dreh- und Angelpunkt der Ökonomie ist, aber nur indirekt über andere Konzepte ökonomisch bestimmt wird, greifen die Ergebnisse damit operierender Analysen zum Teil zu kurz. Wenn nämlich mit dem Postulat, dass es Wirtschaftsgüter gibt, die implizite Annahme verbunden ist, dass konkrete Dinge ohne Weiteres in diesem Sinne als Wirtschaftsgüter anzunehmen sind, bleibt die kulturelle und gesellschaftliche Bedingtheit von Wirtschaftsgütern unhinterfragt. Eben diese gesellschaftliche Einordnung ist jedoch hilfreich – sowohl für eine komplexere Perspektive auf Marktzusammenhänge, als auch für die Frage nach Verantwortung in der spätmodernen Gesellschaft.

Im Folgenden wird ein Vorschlag für eine solche gesellschaftstheoretische Perspektivierung von Wirtschaftsgütern als Kulturgüter diskutiert. Vor dem Hintergrund einer kurzen Rekapitulation des ökonomischen Warenkonzepts (Abschnitt 1) wird zunächst die gesellschaftstheoretische Perspektive eines Zusammenwirkens von wissenschaftlicher Standardisierung, politisch-rechtlicher Regulierung und ökonomischer Kommodifizierung als Grundlage des verdinglichten Materialitätszugriffs der modernen Gesellschaft vorgestellt (Abschnitt 2). An den beiden Beispielen der Arzneimittel und der Terra wird die analytische Reichweite dieses Ansatzes exemplifiziert (Abschnitt 3). Überlegungen zu Verantwortung und Regulierung unter Bedingung verdinglichter Materialität schließen die Argumentation ab (Abschnitt 4).