Aus "Problemstellung":

Dieser Beitrag ist gegen Aussagen des Call for Papers zu den 8. Zittauer Gesprächen verfasst. Nach S. 1 werde angeblich "in der Betriebswirtschaftslehre das Akteurskonzept des Homo oeconomicus (…) als selbstverständliche Basisannahme zugrunde gelegt". Für die Betriebswirtschaftslehre der letzten 100 Jahre ist die Aussage "selbstverständliche Basisannahme" in dieser Einseitigkeit falsch. Die Aussage deckt weder die Sichtweisen von Schär, Schmalenbach, Schmidt oder Gutenberg, noch die auf S. 2 erwähnten Albach, Hax, Schneider. Ferner wird das Akteurskonzept des Homo oeconomicus (HO) als "idealtypische Verkörperung der ökonomischen Rationalität" im Sinne eines "am (egoistischen) Selbstinteresse orientierten, nutzenmaximierenden Handelns" verstanden.

Abschnitt 2 erläutert die Gleichsetzung: "ökonomische Rationalität" mit Eigennutz maximierendem Handeln als geschichtswidriges Zerrbild. Abschnitt 3 zeigt: Für die Geschichte der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre insgesamt haltlos wird "das Akteurskonzept des Homooeconomicus", wenn die Frage auf S. 2 beantwortet wird: "I. Wie hat sich das HO-Verständnis ökonomischer Rationalität im Diskurs der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften herausgebildet", wie sei eine "Genese des HO-Konzepts ökonomischer Rationalität im Diskurs der praktischen Philosophie und politischen Ökonomie des 18. und 19. Jahrhunderts" entstanden.

Die Redeweise von einem Akteurskonzept des Homo oeconomicus deutet eine methodologische Vorgehensweise, angeregt durch Jeremy Bentham ab 1789, ausgebaut durch John Stuart Mill ab 1836, zur Gänze fehl. Diese methodologische Vorgehensweise beschreibt gerade kein Handeln, keinen "Akteur" als Menschenbild. Vielmehr steht der erst im 20. Jahrhundert missbrauchte Name Homo oeconomicus im 19. Jahrhundert für eine wirtschaftstheoretische Modellbildung in isolierender Abstraktion. Gegen diese wirtschaftstheoretische Modellbildung lästern von Anfang an Autoren, die einer der historischen oder marxistischen Schulen folgen. Den lateinischen Namen homo oeconomicus verwendet erstmals Pareto 1909.

Abschnitt 4 klärt: Die Verballhornung des methodologischen Begriffs "Modellbildung in isolierender Abstraktion" zu Homo oeconomicus als "Akteurskonzept" beginnt mit Autoren, die Auguste Comte’s Wunschbild einer all umfassenden Sozialwissenschaft folgen und auf "realen Analogien" zwischen Biologie und den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften bestehen.

Abschnitt 5 kritisiert als Beispiele dazu die "survival of the fittest"-Analogie für die Theorie der Unternehmung bei Veblen, Alchian und Alfred Marshall.