Michael von Hauff
"Economic Studies on Asia" · volume 1
2, aktualisierte und erweiterte Auflage Juli 2009 ·
202
pp. ·
19.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN
978-3-89518-753-7
(September 2007)
)
Burma/Myanmar ist eines der faszinierendsten Länder in Südostasien, das jedoch im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in der Region in den vergangenen Jahrzehnten wirtschaftlich eine Stagnation bzw. nach Auffassung vieler Experten sogar einen wirtschaftlichen Rückschritt erlebt.
Zu der wirtschaftlichen Entwicklung, zur aktuellen wirtschaftlichen Situation und den Perspektiven des Landes gibt es jedoch kaum Literatur. Ein wesentlicher Grund hierfür ist zweifellos die unzureichende Datenlage und die Schwierigkeit hinsichtlich einer wissenschaftlichen Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen des Landes.
Das Buch beschäftigt sich zunächst mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Dabei geht es sowohl um eine Chronologie wirtschaftlicher Entwicklung als auch um aktuelle Entwicklungstrends des Landes. In den beiden folgenden Kapiteln wendet sich der Autor der Beziehung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Sicherung zu. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich dann schwerpunktmäßig mit dem Arbeitsmarkt in Burma/Myanmar. Die Analyse des Arbeitsmarktes in Burma/Myanmar als wichtiger Bereich wirtschaftlicher Entwicklung wurde in den vergangenen Jahren sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur als auch in den Länderanalysen internationaler Organisationen wie der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond und der Asian Development Bank fast völlig vernachlässigt. Abschließend werden in dem Buch dann einige Ansatzpunkte für Reformen benannt und dargestellt.
Das Buch ist somit eine Standortbestimmung des Landes hinsichtlich seiner wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Weiterhin geht es darum, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Burma/Myanmar im Vergleich zu den anderen Ländern der Region zu diskutieren und zu bewerten.
Das Buch von Michael von Hauff, dessen zentrales Thema die Beziehung zwischen der Wirtschaft und der sozialen Entwicklung Burmas ist, liefert eine tief gehende Analyse der sozioökonomischen Situation Burmas. Dies verbindet der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Kaiserslautern mit dem Ruf nach einschneidenden Reformen auf diesem Sektor. Dem Werk liegen dabei - trotz mangelnder Literatur auf diesem Gebiet - Daten aus erster Hand zugrunde, da der Verfasser, dessen Schwerpunkte die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, die Entwicklungsökonomie und die Umweltökonomie sind, das südostasiatische Land in den vergangenen Jahren zu Forschungszwecken mehrfach besuchte. Ursächlich für das Forschungsprojekt waren dabei konkrete Aufträge der Friedrich-Ebert-Stiftung in den Jahren 2002 und 2004 zu den Themen »The relevance of social reforms for economic development in Burma/Myanmar« und »Structural characteristics and development prospects of labour market in Burma/Myanmar".
Das Buch mit insgesamt neun Kapiteln bietet zunächst einen chronologischen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, beginnend mit der Phase der parlamentarischen Demokratie der Jahre 1948 bis 1961, über die sozialistische Periode unter Militärherrschaft zwischen 1962 und 1988, bis hin zur marktorientierten Phase unter Militärherrschaft ab dem Jahre 1988. Ferner werden die aktuellen Entwicklungen des Landes anhand der makroökonomischen Trends, des Finanzsektors und der wirtschaftlichen Struktur aufgezeigt. In dem darauf folgenden Kapitel kommt der Autor auf den Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und der sozialen Sicherheit zu sprechen, ehe er detailliert auf die Entwicklung des sozialen Sektors in Burma eingeht. Hier zeigt er anhand einiger Beispiele die Mängel des burmesischen Sozialsystems auf.
In einem weiteren Abschnitt liegt der Schwerpunkt auf dem Arbeitsmarkt in Burma. Darüber ist bisher selten geforscht und berichtet worden. Nach einer allgemeinen Übersicht über die Arbeitsmarktsituation der Entwicklungsländer analysiert er ausführlich den burmesischen Arbeitsmarkt, wobei er die institutionellen Bedingungen, wie das Fehlen von Gewerkschaften, von den strukturellen Merkmalen des Arbeitsmarktes unterscheidet. Auffällig ist in diesem Zusammenhang vor allem die Dominanz des Agrarsektors, welcher in Burma über 50 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Des Weiteren wird durch die Lektüre ersichtlich, dass im burmesischen Arbeitsmarkt weniger die Arbeitslosigkeit als die Unterbeschäftigung problematisch ist, ein Umstand, der laut Autor, auch auf die mangelhafte Arbeitsvermittlung zurückzuführen sei.
Am Ende dieses Abschnitts geht der Ökonom auf die Situation der Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt als gleichberechtigt anzusehen sind, und Kinder anhand der weit verbreiteten Kinderarbeit ein, ehe er schließlich die aus seiner Sicht notwendigen ökonomischen und sozialen Reformen thematisiert.
Generell ist dieses Werk eine gute Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Situation in Burma. Es veranschaulicht sehr deutlich den schlechten wirtschaftlichen und sozialen Zustand des Landes, gerade im Vergleich zu anderen südostasiatischen Staaten. Die Ausführungen, welche in englischer Sprache verfasst wurden, sind dabei sehr detailliert, weshalb das Buch vorwiegend für Experten der Materie von Nutzen sein kann. Der Verfasser verwendet eine Vielzahl von Schaubildern und Tabellen, die dem Leser einen guten Einblick liefern, und führt ferner auch Teilbereiche an, die seiner Meinung nach reformiert werden sollten, allen voran das Steuer-, das Gesundheits- und das Bildungssystem. Darüber hinaus plädiert er für eine Neustrukturierung des Arbeitsmarktes. In diesem Zusammenhang spricht er sich für eine aktivere Rolle des Staates aus, da zum Beispiel ein funktionierendes soziales Sicherungssystem unerlässlich für eine positive wirtschaftliche Entwicklung ist. Insofern fordert Michael von Hauff eine Art »Wohlfahrtstaat« um die wirtschaftliche Stabilität in Burma zu garantieren. Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung müsse wieder mehr in den Blickpunkt gerückt werden, um die gravierenden institutionellen und strukturellen Probleme des Landes in der Zukunft meistern zu können.
"Es kann als glückliche Fügung bezeichnet werden, dass nahezu gleichzeitig zu den Unruhen und den auf sie folgenden Berichten in den Medien ein Buch über die wirtschaftliche und soziale Lage Burmas erscheint. Sein Verfasser Michael von Hauff bereiste in den vergangenen Jahren im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung mehrfach das südostasiatische Land. In seinem Werk verbindet der Verfasser eine schonungslose Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Situation mit einer Reihe von Reformvorschlägen.
Besonders tragisch erscheint, dass Burma keineswegs immer arm war. Vielmehr erlebte die frühere britische Kolonie nach ihrer Unabhängigkeit zunächst sogar eine Phase wirtschaftlicher Blüte. Unglücklicherweise folgte ab 1962 ein Versuch, den Sozialismus zu etablieren, dem sich seit 1988 eine Militärdiktatur anschloss. Deren Versuche, die Wirtschaft zu liberalisieren, sind nicht weit gediehen."