Aus der Einleitung der Herausgeber:

Der Beitrag von Franz Waldenberger analysiert die Ursachen der unterschiedlichen Entwicklungsmuster der Unternehmensstrukturen in Japan und Deutschland. Unternehmen stellen sich, so der institutionenökonomische Ausgangspunkt der Betrachtung, als Mittelpunkt kooperativer Vertragsbeziehungen dar, deren Ausgestaltung in erheblichem Maße vom institutionellen Umfeld abhängig ist. Steigende Grenzkosten im Management begrenzen die Größe von Unternehmen und die Grenzkostenkurve weist bei einem weniger entwickelten Marktumfeld einen steileren Anstieg auf als bei entwickelteren. Die im Vergleich zu Deutschland kleineren Unternehmensgrößen in Japan sind vor diesem Hintergrund ebenso wie die geringere Fertigungstiefe japanischer Industrieunternehmen und das ausgeprägtere Produktivitätsgefälle zwischen großen und kleinen Unternehmen wesentlich auf den Einfluss der in Japan unterentwickelten externen Arbeitsmärkte zurückzuführen. Das Fehlen unternehmensunabhängiger, allseits akzeptierter Qualifikationsprofile und eine Arbeitsorganisation, die primär auf unternehmensgebundenen Qualifikationserwerb und interne Karrieren setzt, begrenzt die Mobilität qualifizierter Arbeitskräfte.

Das hiermit verbundene Beschäftigungssystem hat den wirtschaftlichen Aufstieg Japans nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützt, scheint sich heute aber zunehmend als Hemmnis für die Anpassungsprozesse japanischer Unternehmen an veränderte Wettbewerbsbedingungen auszuwirken. Eine hieraus resultierende Entwicklung des Arbeitsmarktes in Japan in Richtung auf eine generelle Durchsetzung unternehmensübergreifender Qualifikationsstandards und eine höhere Mobilität auch der hoch qualifizierten Erwerbspersonen würde vor diesem Hintergrund letztlich zu einer Annäherung der japanischen an die deutschen Unternehmensstrukturen führen. Umgekehrt sind in Deutschland in anderen Bereichen – z.B. Outsourcing von Komponenten der betrieblichen Wertschöpfungsketten – Konvergenztendenzen hin zu japanischen Mustern zu konstatieren. Allerdings ist ein solcher beiderseitiger Verlust nationaler Charakteristika nur auf sehr lange Sicht vorstellbar.