577 pp.
28.00 EUR
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ISBN 978-3-89518-257-0
Rund zwei Jahrhunderte nach dem Erscheinen von Adam Smiths »An Inquiry into the Nature and the Causes of the Wealth of Nations« im Jahr 1776 läßt sich mit Blick auf die industrialisierte Welt konstatieren, daß der »Wohlstand der Nationen« mittlerweile Realität geworden ist. Allerdings hat sich mit der erreichten Entfaltung der Produktivkräfte in der Folge der Industriellen Revolution nicht automatisch ein »Wohlstand für alle« eingestellt. Die Wirtschaftswissenschaften blenden die theoretische und wirtschaftspolitische Verarbeitung der ökonomischen Zeitenwende von der Mangel- zur Überflußgesellschaft und der parallel entstandenen Armut im Überfluß jedoch noch weitgehend aus.
Einer der wenigen Ökonomen, durch dessen wissenschaftliches Werk sich die Frage nach dem »Wohlstand der Personen«, also die Thematik der allgemeinen Lebensqualität von den ersten Veröffentlichungen in den 1960er Jahren an bis in die Gegenwart hinein als roter Faden zieht, ist Karl Georg Zinn. Ihm ist diese Festschrift zur Vollendung seines 60. Lebensjahres gewidmet. Die versammelten Beiträge beleuchten aus unterschiedlichen Blickwinkeln Fragen des Wohlstands der Personen unter den besonderen Bedingungen reifer Industriegesellschaften. Der Band spiegelt die von Karl Georg Zinn vertretene Überzeugung wider, daß Ökonomik immer Politische Ökonomie bedeutet, also zur Erklärung und Gestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Lebenswirklichkeit beitragen sollte.
Kurt Lenk: Schopenhauer und das Glücksproblem
Wilfried Röhrich: Demokratie als Markt. Eine Kritik an den Theorien von Schumpeter und Downs
Fritz Helmedag: Ohne Werte und kreislaufschwach: Zum Status der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie
Hans G. Nutzinger: Was bleibt von Marx' ökonomischer Theorie?
Günther Chaloupek: Die Interventionismustheorie der Österreichischen Schule
Ulrich Peter Ritter: Das Wirtschaftssystem: Begriff und Vorstellung im Wandel
Werner Wilhelm Engelhardt: Politisches Handeln nach utopischen Entwürfen und Ideologien, am Beispiel der Genossenschaften und der Sozialpolitik idealtypisch erörtert
Fritz Vilmar: Wirtschaftsdemokratie - Zielbegriff einer alternativen Wirtschaftspolitik
Siegfried Katterle: Die Erinnerungsarbeit der Kirchen in ihrem gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialwort »Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit«
Herbert Schui: Die Rolle der Gewerkschaften im Konzept der sozialen Marktwirtschaft
Harald Mattfeldt: Auf der Suche nach dem »Krug der Witwe«
Xosé Luis Outes Ruso/Jorge Falagán Mota: An Application of Goodwin-Vercelli's Model to the Spanish Economy
Rudolf Hickel: Angebotsdoktrin in der Krise: Gründe für die Revitalisierung der Keynesschen Makroökonomik
Jörg Huffschmid: Europäische Wirtschaftspolitik - Bilanz und Herausforderungen zur Jahrhundertwende
Kurt W. Rothschild: Kapitalismus im Global Village
Hermann Bartmann: Ökologische Wirtschaftspolitik im Rahmen einer postkeynesianischen Analyse
Jan Priewe: Von Rom nach Wuppertal? Auf der Suche nach den ökologischen Grenzen des Wachstums
Norbert Reuter: Unbegrenzte Bedürfnisse und stagnierende Wirtschaft - ein ökonomisches Paradoxon? Kritik der bedürfnistheoretischen Grundlagen der Ökonomik
Wilhelm D. Schäffer: Maximen des aktivierenden Staates für eine moderne Politik der Beschäftigungsförderung
Dirk Nolte/Herbert Schaaff: Unternehmerische Strategien in reifen Märkten Ein praktischer Beitrag zum Verhältnis von Mikro- und Makroökonomie
Erich Hödl/ Wolf Zegelin: Die Einheit von Forschung und Lehre in der modernen Universität
Werner Meißner/ Eric Nowak: Die Kosten der Wissenschaft. Der ökonomische Nutzen von Bildung und Forschung.
"Der Titel der Festschrift 'Der Wohlstand der Personen' weckt durch seine Assoziation des Klassikers 'Der Wohlstand der Nationen' (1776) hohe Erwartungen beim Leser. Dennoch ist das Wortspiel im Titel kein ehrgeiziger Versuch der Herausgeber, den Jubilar Karl Georg Zinn mit Adam Smith zu vergleichen oder ihn auf dessen Schultern zu stellen. Vielmehr soll der Titel des Buches auf den notwendigen Perspektivenwechsel innerhalb der Politischen Ökonomie hinweisen. In entwickelten Industriegesellschaften geht es erfahrungsgemäß nicht mehr vorrangig um das Erreichen eines absoluten Wohlstands, d.h. um eine ausreichende materielle Grundversorgung der Bevölkerung, sondern um eine egalitäre Verteilung des bestehenden Wohlstands und dessen ökologisch verträgliche Erhaltung. Denn während Smiths Forderung nach einem steigenden Wohlstand für die Nationen zumindest in westlichen Gesellschaften umgesetzt werden konnte, stellt die gleichmäßige Verteilung des Wohlstands eine bleibende politökonomische Herausforderung dar.
Diese Problematik eines egalitären Wohlstands zieht sich wie ein roter Faden durch die ansonsten sehr heterogenen Beiträge der Festschrift, die anläßlich des 60. Geburtstags zu Ehren von Karl Georg Zinn von Fritz Helmedag und Norbert Reuter herausgegeben wurde. Die Festschrift dient als Schmelztiegel bedeutender Politökonomen, deren Beiträge über den verengten Bereich der herkömmlichen Mainstream Ökonomie hinausgehen. Die Vielfalt der Festschrift ist jedoch kein Zufallsprodukt, sondern reflektiert die Bandbreite des Zinn'schen CEuvre. Dabei gruppieren sich die Beiträge der beteiligten Ökonomen und Politologen um fünf Themenbereiche, die in besonderer Weise die Arbeit des Jubilars prägen:
1.) Perspektiven sozialtheoretischer Entwürfe mit Beiträgen von Kurt Lenk, Wilfried Röhrich, Fritz Helmedag, Hans G. Nutzinger und Günther Chaloupek;
2.) ökonomische Konzepte und Akteure mit Beiträgen von Ulrich Peter Ritter, Werner Wilhelm Engelhardt, Fritz Vilmar, Siegfried Katterle und Herbert Schui;
3.) Handlungsoptionen im Kapitalismus mit Beiträgen von Harald Mattteldt, Xose Luis Outes Ruso und Jorge Falagän Mota, Rudolf Hickel, Jörg Huffschmid und Kurt W. Rothschild;
4.) Grenzen des Wachstums mit Beiträgen von Hermann Bartmann, Jan Priewe und Norbert Reuter;
5.) zur Praxis von Wirtschaft und Wissenschaft mit Beiträgen von Wilhelm D. Schäffer, Dirk Nolte und Herbert Schaaff, Erich Hödl und Wolf Zegelin sowie Werner Meißner und Eric Nowak.
Das breite Spektrum der Festschrift erlaubt es nicht, auf alle Beiträge einzugehen, obwohl jeder für sich lesenswert ist. Deshalb wird aus den einzelnen Themenkomplexen jeweils ein Artikel exemplarisch vorgestellt, der in besonderer Weise mit dem Titel der Festschrift 'Der Wohlstand der Personen' im Zusammenhang steht. ..."