273 pp.
29.80 EUR
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ISBN 978-3-7316-1546-0
Was moderne Gesellschaft als Wirklichkeit (an-)erkennt und wie sie diese schafft, entfaltet sich aus Sicht der Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes auf drei Ebenen. Zunächst auf der faktischen oder dinglichen Ebene, auf der die Unterscheidung und weitere Vermessung eines Ereignisses die notwendige Voraussetzung dafür bildet, Wirklichkeit überhaupt wahrnehmen zu können. Damit ist Wirklichkeit aber keineswegs endgültig fest-gestellt und vorgegeben, sondern bleibt kontingent und entwickelt sich weiter in der Zeit. Es bedarf daher zudem einer Ebene der Analyse bzw. Interpretation, auf der Ursächlichkeiten und Folgen untersucht sowie zu Bündeln und ganzen Gefügen verknüpft werden. So öffnet sich schließlich auch der Weg zu einer Ebene der Erfahrung und des Diskurses, auf der Wirklichkeit dann entweder unmittelbar sinnlich erfahren oder durch Medien transportiert wird. Wirklichkeit ist somit nicht mehr nur das, was schon immer da war, sondern entwickelt sich in diskursiven Prozessen.
Vor diesem Hintergrund widmet sich der vorliegende Band der Frage, welche Rolle die Wirklichkeitskonstruktion im Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen für den Erfolg einer sozial-ökologischen Transformation sowie eines notwendigen Pfadwechsels spielen könnte. Neben der hier aktuell drängenden Frage nach der Bedeutung von Daten und moderner Informationstechnologie stellen die Beiträge insbesondere Bezüge zur Ethik, zum Recht, zur Ökologischen Ökonomie und nicht zuletzt zur Kunst her.
"In diesem Sammelband, der schon vor einem Jahr erschienen ist und auf zwei Jahrzehnte des Zusammenwirkens einer ganzen Gruppe von Querdenkern und - zum Glück - auch Querdenkerinnen zurückblickt, fühlte ich mich weniger ins Abseits geführt. Dies trotz des vielleicht verwunderlichen Editionsteams: Er wie sie haben oder hatten Professuren an der Universität der Bundeswehr in München. In interdisziplinär zusammengesetzten Runden trafen sie sich mit anderswo Tätigen, um «Pflastersteine der Nachhaltigkeit zu finden» und so mit der Zeit vielleicht «einen Windschutz gegen den Sturm zusammenzufügen». Dies war auf die Interpretation eines Bildes von Paul Klee durch Walter Benjamin bezogen: «Angelus Novus» als Symbol der Katastrophe, die wir Fortschritt nennen.
Nicht nur die Themen früherer Tagungen, auch die Referate des jüngsten Treffens sind bemerkenswert. Diesmal stand die «Digitalität» im Zentrum, mit der neue Konstruktionen von Wirklichkeit das gesellschaftliche Zusammenleben prägen. Das bisherige «politische Wir» zerfällt, aus Gruppen, die sich früher anhand gemeinsamer Ziele und Vorstellungen organisierten, werden Schwärme, stellt Günter Unbescheid fest. Löst die «empathische Grundlage» sich in Einzelmeinungen und Einzelpersonen auf, werden Diskurse und die Demokratie behindert statt befördert, wie in der anfänglichen digitalen Euphorie gedacht. Durch eine tatsächlich als «Deepfake» bezeichnete Technik sorgt sogenannt Künstliche Intelligenz noch für zusätzliche Verwirrung. Notabene war der Verfasser dieses Textes - «seit 2020 im Ruhestand» - als «IT-Berater mit den Schwerpunkten relationale Datenbanksysteme, Systemoptimierung und -analyse» tätig. Chancen sähe Mitherausgeber Schaffer, wenn «der Prozess der Wirklichkeitskonstruktion» uns etwa die Notwendigkeit von Schutzmassnahmen im Bereich Klima oder Biodiversität erkennen und «in unsere alltägliche Lebensweise integrieren» liesse. Dann, glaubt der an der Bundeswehr-Uni für «Wandel und Nachhaltigkeit» zuständige Ökonom, wären Wenden noch denkbar. Er und andere hatten mich schon früher als Mahner und Vordenkerinnen überrascht. Ich nahm an, ihre Klarsicht sei die Folge besonders intensiver Beschäftigung mit akuten Gefahrenlagen, wie es sie für eine ernsthafte Verteidigungsstrategie braucht. Möge dies unter dem dafür neu zuständigen «Kriegsminister» so bleiben!"
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