Aus der Einleitung der Hg.:

Die fremden Weiten von Handel und Transaktion, von Waren- und Geldzirkulation sind bis heute Gegenstand eines lebendigen kritischen Diskurses, der diese als Bedrohung des Eigenen, der Gemeinschaft und ihrer Solidarität ausweist. Spätestens im Zuge der Aufklärung wird jedoch auch ein Gegennarrativ immer prominenter. Wirtschaftsliberale Thesen in der Tradition eines Adam Smith oder schließlich die Figur des heroisch-schöpferischen Unternehmers, wie man sie angedeutet bei Sombart und entwickelt bei Schumpeter findet, drehen die tradierte Normativität in vielerlei Hinsicht auf links. (...)

Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass sich der Diskurs über das Ökonomische ab etwa dem 19. Jahrhundert regelmäßig in einer spezifischen Dialektik entfaltete die man, in Anlehnung an die eingangs zitierte Frage des Aristoteles, als Bewegung zwischen zwei Polen, dem Lob des Hauses (darin eingeschlossen das Lob der städtischen oder dörflichen Einheit) einerseits und dem Lob des Meeres andererseits, beschreiben könnte. Damit soll natürlich weder gesagt sein, dass Autoren nur diese zwei Extrempositionen einnehmen, oder dass einzelne Werke notwendigerweise eine eindeutige Position innerhalb dieses Kontinuums besetzen mussten. Gleichwohl soll das zweite Kapitel anhand dreier Schlüsselbegriffe der vergangenen Jahrzehnte, Otto Brunners Ganzes Haus, Karl Polanyis Embedded Economy sowie der Figur des Unternehmers bei Werner Sombart und Joseph Schumpeter illustrieren, wie stark das oben genannte Spannungsverhältnis die Debatte geprägt hat.

Entsprechend erscheint diese Leitdifferenz auch von großem heuristischem Wert, so möchte das dritte Kapitel argumentieren, um eine Annäherung an den so opaken und diffusen Gegenstand des Ökonomischen vorzunehmen. Die schiere Präsenz und traditionelle Bedeutung besagter Dialektik und gespaltenen Normativität ermöglicht nicht nur verschiedene Definitionen von Wirtschaft zu kontextualisieren, sie liefert uns auch einen ergänzenden Hinweis auf den, wenn man so will, Ort der Ökonomik. Wie kaum ein anderer Bereich scheint dort Eigenes und Fremdes ineinander und unauflösbar verschlungen. Im letzten Teil wird die These entwickelt, dass er gezeichnet ist durch eine unkontrollierbare, ja anarchische Offenheit, die gerade deswegen, weil sie nicht versiegelbar ist, ständig durch normative Narration moderiert und begleitet werden muss.