Zusammenfassung:

Die ökonomische Rationalität ist Ausdruck einer rationalen Handlungstheorie. Eine Kritik dieser Handlungstheorie aus neopragmatistischer Perspektive eröffnet daher einen Schlüssel zu ihrer Resozialisierung in menschliche Gesellschaften. Der Beitrag geht in zwei Schritten vor: Zunächst wird die neopragmatistische Kritik an rationalen Handlungstheorien entwickelt, wobei erst die Merkmale des Pragmatismus vorgestellt werden, um dann auf dieser Basis die drei zentralen impliziten Voraussetzungen rationaler Handlungstheorien zu kritisieren, nämlich (1) dass Handelnde zu zielgerichtetem Handeln fähig sind, (2) dass Handelnde ihren Körper beherrschen und (3) dass sie autonom sind gegenüber ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt. In einem zweiten Schritt werden aus dieser Analyse Folgen für eine Wirtschaftsethik, die eine resozialisierte Rationalität zum Gegenstand hat, gezogen, die mit folgenden fünf Stichworten charakterisiert werden: (1) Situationsbezug im Handeln, (2) Artikulation qualitativen Erlebens, (3) narrative Genealogie, (4) Universalität und (5) öffentliche Reflexion. Eine solche neopragmatistische Wirtschaftsethik scheint geeignet, die unfruchtbare Dichotomie von ökonomischer Ethik einerseits und normativistischer Wirtschaftsethik andererseits zu überwinden.