Aus der Einleitung:

Nicht selten ist in Bezug auf die wirtschaftlichen Zustände in einem Land davon die Rede, dass die Lage zwar gut sei, aber die Laune der Leute schlecht – oder andersherum. Nun könnte man dieses Phänomen ignorieren. Das ist aber nicht ratsam, denn es muss damit gerechnet werden, dass sich die schlechte Laune der Leute negativ auf die wirtschaftliche Lage auswirkt. Umgekehrt ist zu erwarten, dass eine schlechte wirtschaftliche Lage die Stimmung bzw. Laune nicht befördert, sondern eher verschlechtert. Selbst Diktatoren sind sich bewusst, dass sie nicht gut beraten wären, wenn sie glaubten, auf die Stimmung der Leute keine Rücksicht nehmen zu müssen.

Hier soll versucht werden, die nicht unmittelbar offensichtliche Interaktion von Laune und Lage in ihrer Dynamik und Wirkung anhand eines simplen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsmodells ein wenig zu erhellen. Als Bausteine dienen einige Annahmen, die hier auf Plausibilitätsbasis eingeführt werden, deren sorgfältigere Begründung aber durchaus möglich ist. Diese Annahmen werden eingebettet in (unkontroverse) Teile der neoklassischen Modellwelt. Im Ergebnis zeigt sich, dass die relevanten Variablen sich zyklisch bewegen und das zum Teil gegenläufig, d.h., wenn einige der Variablen die Wende zu einer Aufwärtsentwicklung bereits hinter sich gebracht haben, sind andere Variable noch im Sinken begriffen. Besonders überraschend mutet die Entwicklung der beiden Variablen Laune und Lage an. Intuitiv mag zu erwarten sein, dass die Laune der Lage folgt, also erst die Lage besser werden muss, ehe wieder Laune aufkommt. Das Modell sieht die Dinge anders. Zuerst kommt die Wende bei der Laune, danach erst wendet sich auch die Lage zum Besseren.