Aus der Einleitung:

In den 1960er Jahren hat sich Niklas Luhmann intensiv mit dem Einsatz von Computern in der Verwaltung beschäftigt und eine Reihe heute noch lesenswerter Arbeiten dazu veröffentlicht. Er gehört damit zur Avantgarde einer neuen Wissenschaft, zu einer Zeit als noch nicht klar war, was sie eigentlich beinhalten und wie sie heißen sollte. Man sprach meist von Kybernetik oder Informationswissenschaft. Der spätere Name „Informatik“ war noch nicht in Gebrauch. Dass Juristen dabei eine Pionierrolle gespielt haben, ist eine deutsche Besonderheit, deren Bedeutung heute kaum mehr jemandem bewusst ist. Protagonisten waren neben Niklas Luhmann vor allem Herbert Fiedler, Adalbert Podlech sowie Wilhelm Steinmüller, Spiros Simitis und Hans Peter Bull. Sie waren zunächst Einzelkämpfer, bildeten nie eine gemeinsame Gruppe, auch kein „Denkkollektiv“, kamen aus unterschiedlichen Rechtsgebieten: Bull und Podlech waren Experten für öffentliches Recht, Luhmann für Verwaltungsrecht, Simitis war Privat-, Fiedler Strafrechtler und Steinmüller Professor für Kirchenrecht. Die meisten waren gerade dabei, sich akademisch zu etablieren oder saßen an ihrer Promotion bzw. Habilitation. Der einzige, der in den ersten Jahren zeitweilig eine Art Zentralposition hatte, war Luhmann. Als damals sehr eifriger Rezensent hat er zahlreiche Arbeiten der Pioniere besprochen. Als diese Anfang der 1970er eine ansehnliche Zahl von Schülern um sich versammelt hatten und mit der Gründung neuer wissenschaftlicher Disziplinen begannen, zog sich Luhmann abrupt und für immer aus diesem Gebiet zurück.