592 pp.
39.80 EUR
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ISBN 978-3-89518-140-5
Hardcover, Fadenheftung
Dieser Band versammelt Arbeiten aus den letzten Jahren, die sich mit den zwei großen Denktraditionen in der Wirtschaftstheorie beschäftigen: der "klassischen" und der "marginalistischen" oder "neoklassischen". Der Autor versucht den klassischen Ansatz, der zeitweise in Vergessenheit zu geraten drohte und erst in jüngster Zeit wiederbelebt wurde, im Hinblick auf die darin verwendete Untersuchungsmethode, seine analytische Reichweite und seinen Gehalt genau zu fassen und mit der alternativen neoklassischen Sicht zu konfrontieren. Die Betrachtungsweise ist analytisch und theoriegeschichtlich. Behandelt werden unter anderem das Problem des freien Wettbewerbs und der sich ergebenden langfristigen Positionen des ökonomischen Systems in klassischer und neoklassischer Perspektive.
Neben Arbeiten, die sich den Werken von Adam Smith und David Ricardo sowie ausgewählten Fragen daraus widmen, finden sich solche, die mit der allmählichen Herausbildung der Neoklassik befasst sind. Das Schwergewicht liegt dabei auf den frühen Beiträgen deutscher Autoren wie Johann Heinrich von Thünen und Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann sowie der werttheoretischen Kontroverse um die Jahrhundertwende in der deutschen theoretischen Nationalökonomie. Diskutiert werden des Weiteren der kapital- und zinstheoretische Beitrag Eugen von Böhm-Bawerks sowie die Kontroverse zwischen Friedrich August von Hayek, John Maynard Keynes und Piero Sraffa in den dreißiger Jahren. Ein Teil der Arbeit befasst sich mit der Wachstumstheorie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Behandelt werden insbesondere die klassischen Beiträge von Smith, Ricardo und John von Neumann sowie einige der bekanntesten Modelle der sogenannten "neuen" Wachstumstheorie. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass das, was sich "neu" nennt, häufig nur Altbekanntes in anderer Verpackung ist. Ein Wort Schumpeters aufgreifend könnte man sagen, einige Gäste kommen maskiert zum Feste.
Teil I: Freier Wettbewerb und langfristige Positionen des ökonomischen Systems
Teil II: Adam Smith (1723-1790): Unparteiischer Beobachter und Erfinder || Adam Smith, die Regel der freien Güter und die "vent for surplus"-Begründung des Außenhandels
Teil III: David Ricardo - Leben und Werk
Teil IV: Hermanns Beitrag zur Kapital- und Verteilungstheorie || Über die Knappheit und eine mißglückte Analogie zwischen Arbeit, Boden und Kapital. Thünens Theorie der Produktion und Verteilung || Thünen und die allmähliche Herausbildung der marginalistischen Theorie. Eine Antwort auf Ernst Helmstädter
Teil V: Die deutsche theoretische Nationalökonomie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Klassik und Neoklassik || Franz Oppenheimer und das Problem der "Bodensperrung"
Teil VI: Auf der Suche nach dem "erlösenden Wort": Eugen von Böhm-Bawerk und der Kapitalzins || Über "natürliche" und "künstliche" Störungen des allgemeinen wirtschaftlichen Gleichgewichts. Friedrich August Hayeks monetäre Überinvestitionstheorie in Preise und Produktion
Teil VII: Wirtschaftliches Wachstum - Fetisch oder Notwendigkeit? || Was können Adam Smith und David Ricardo von der "neuen" Wachstumstheorie lernen? || Von Neumanns Wachstumsmodell und die "klassische" Tradition
"Bahnt sich in der Volkswirtschaftslehre ein Umdenken an? Noch steht das Theoriegebäude der neoklassischen ökonomischen Denker wie ein Block, scheint kaum zu erschüttern. Doch so ganz und gar hinwegfegen konnte das neoklassische (marginalistische) Denken seine klassische Konkurrenz nie. Das Buch 'Ökonomisches Denken in klassischer Tradition' von Heinz D. Kurz ist voll brisanter Munition in dieser keineswegs entschiedenen Auseinandersetzung. Die 'Aufsätze zur Wirtschaftstheorie und Theoriegeschichte' (Untertitel) des in Graz lehrenden Professors für Volkswirtschaftslehre sind nicht nur zum Teil brillant geschrieben, bestechen durch polemischen Schwung, sondern legen mit einer in diesem Metier ungewöhnlichen Klarheit die Schwachstellen und Widersprüche der neoklassischen Lehren bloß. ...
Kurz argumentiert überzeugend, was keineswegs bedeutet, daß man in allem übereinstimmen muß. Er weist der marginalistischen Denkrichtung ihre Widersprüche und Ungereimtheiten nach und zeigt auf, warum der Paradigmenwechsel hin zur Neoklassik, bei dem die Österreichische Schule der Nationalökonomie eine führende Rolle spielte, keinen Fortschritt zu einem tieferen, widerspruchsfreieren, der Wirklichkeit besser gerecht werdenden Verständnis der wirtschaftlichen Vorgänge bedeutet hat.
Diese Distanz zur Neoklassik, zur Österreichischen Schule und zu heute oft gedankenlos heruntergebeteten Dogmen macht dieses Werk auch für jene wertvoll, die sich dem Verfasser nicht anschließen. In der Kontraposition werden die marginalistischen Positionen besonders klar herausgearbeitet. Wer sich dieser Lektüre aussetzt und die Neoklassik nachher nicht über Bord wirft, hat jedenfalls gelernt, sein Gelerntes kritisch zu hinterfragen. Er weiß nicht nur, wo er steht, sondern auch, warum.
Man kann das Buch aber auch als kritische Geschichte des ökonomischen Denken lesen - anspruchsvoller, mehr in die theoretische Tiefe gehend, doch in der Haltung ähnlich polemisch und erfrischend wie der Klassiker 'Dogmen der Wirtschaftswissenschaft' der Keynes-Gesprächspartnerin und 'Links-Keynesianerin' Joan Robinson."