"Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik" · volume 4
286 pp.
26.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-89518-495-6
Vertrauen besitzt für die Ökonomie wichtige Funktionen. So ist etwa die Rede von low trust societies und high trust societies, welche ganz unterschiedliche Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum und die Entwicklung von Märkten und Institutionen bieten. Die kooperationsstützenden Funktionen von Vertrauen sind in einschlägigen Modellen der Institutionenökonomik und der Spieltheorie einschließlich der besonderen Bedeutung von Reputation hierfür gut nachvollziehbar. Überdies können in ökonomischen Modellierungen die Bedingungen für die Stabilität von Vertrauensmilieus gehaltvoll diagnostiziert werden. Die eigentliche Herausforderung besteht für die Ökonomik in der Erklärung von Vertrauen im engeren Sinn, also in der Beantwortung der Fragen: Wie und unter welchen Bedingungen entstehen Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit als sozio-ökonomische Phänomene? Welche Bedeutung hat dies für die Analyse institutionenökonomischer Fragen? Die Antworten auf diese Fragen gewinnen angesichts der zunehmenden Aufmerksamkeit für Vertrauen und Vertrauenserosion in der Öffentlichkeit an Bedeutung.
Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass die individualistische Ökonomik für diese Herausforderung besser gerüstet ist, wenn sie ihren Erklärungshorizont um methodische Zugänge und Perspektiven anderer Disziplinen erweitert. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich die experimentelle Ökonomik im Ausleuchten von Vertrauen als sehr erfolgreich erwiesen. In diesem Band des Jahrbuchs werden experimentelle, evolutorische, makroökonomische, international vergleichende, informations- und institutionenökonomische Perspektiven ebenso dargestellt wie soziologische, psychologische und juristische Zugänge.
Martin Held, Gisela Kubon-Gilke und Richard Sturn
Ökonomik des Vertrauens - Stellenwert von Vertrauen in der Ökonomik
Bart Nooteboom
Forms, Sources and Limits of Trust
Markus Beckmann, Thomas Mackenbrock, Ingo Pies und Markus Sardison
Vertrauen, Institutionen und mentale Modelle
Hartmut Esser
Rationalität und Bindung - Das Modell der Frame-Selektion und die Erklärung des normativen Handelns
Torsten Tristan Straub
Vertrauen in Rechtssysteme und seine Bedeutung für Transaktionen
Maren A. Jochimsen
Vertrauen und Reputation in Sorgesituationen
Friedrich L. Sell
Vertrauen und Vertrauenserosion - Ökonomische Funktionen und Effekte
Lucia A. Reisch
Verbraucherpolitik auf Vertrauensgütermärkten
Linda Pelzmann
Vertrauen in Geschäftsbeziehungen
Cornelia Storz
Personales Vertrauen als Restriktion - Japan im internationalen Vergleich
Simon Gächter und Christian Thöni
Vertrauen und Reputation: Beiträge der experimentellen Ökonomik
"... Die Autoren eint die Sicht, daß eine arbeitsteilige Marktwirtschaft nur funktioniert, wenn der einzelne darauf vertrauen kann, daß seine Transaktionspartner ihren Teil der Vereinbarung erfüllen. Gleichwohl ist ein solches Vertrauen eigentlich irrational - und dies ist das Dilemma, vor dem die ökonomische Disziplin steht. Wie kann man erklären, daß auch der rationale Homo oeconomicus vertraut beziehungsweise vertrauenswürdig ist?
Und in der Tat sind die fruchtbarsten Beiträge des Bandes diejenigen, deren Verfasser sich mit den Wirkungen von Vertrauen beschäftigen. So reflektiert Torsten Tristan Straub die Konsequenzen von Vertrauen auf Recht und umgekehrt. Maren Joachimsen untersucht die Bedeutung von Vertrauen in Situationen der Sorge. Friedrich Sell geht es um die Auswirkungen von Vertrauen auf makroökonomische Variablen wie Kosten, technologischer Fortschritt und Wachstum. Gut gefällt hier, daß Vertrauen als Vorschuß - also als Kredit - interpretiert wird. Die Beiträge von Lucia Reisch und Linda Pelzmann lassen sich als 'mikroökonomische Fundierung' der makroökonomischen Analyse interpretieren. Reisch beschäftigt sich mit Vertrauen auf Konsumgütermärkten, Pelzmann reflektiert über die Bedeutung von Vertrauen in Geschäftsbeziehungen. Eine interessante empirische Fallstudie liefert Cornelia Storz. Sie führt die geringe Bedeutung des Internethandels in Japan darauf zurück, daß das Vertrauen dort vor allem personalisiert und weniger generalisiert sei. Im Beitrag von Simon Gächter und Christian Thöni findet der Leser schließlich einen lesenswerten Überblick über empirische Befunde von Befragungen, Laborexperimenten und ökonometrische Analysen über die Bedeutung und Wirkungen von Vertrauen und Reputation.
Vertrauen, Institutionen und mentale Modelle
Forms, Sources and Limits of Trust
Rationalität und Bindung - Das Modell der Frame-Selektion und die Erklärung des normativen Handelns
Vertrauen in Rechtssysteme und seine Bedeutung für Transaktionen
Vertrauen und Reputation:
Vertrauen und Reputation in Sorgesituationen
Ökonomik des Vertrauens - Stellenwert von Vertrauen in der Ökonomik
Vertrauen in Geschäftsbeziehungen
Verbraucherpolitik auf Vertrauensgütermärkten
Vertrauen und Vertrauenserosion - Ökonomische Funktionen und Effekte
Personales Vertrauen als Restriktion