Zusammenfassung: Als eine Lehre aus der globalen Finanzmarktkrise 2008/2009, etablierten sämtliche EU-Staaten während der Corona-Pandemie ein System der Kurzarbeit oder andere Formen temporärer Beschäftigungssicherung, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen. Auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle im April und Mai 2020 arbeiteten innerhalb der EU mehr als 28 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit oder profitierten von anderen Formen temporärer Beschäftigungssicherung. Dieser Beitrag analysiert diesen Siegeszug sowohl qualitativ im Hinblick auf die institutionellen Charakteristika der verschiedenen nationalen Systeme als auch quantitativ im Hinblick auf die Inanspruchnahme der verschiedenen Maßnahmen. Die Analyse zeigt, dass sich trotz der beträchtlichen Unterschiede der nationalen Systeme in ihrer institutionellen Ausgestaltung und Funktionslogik, einige Gemeinsamkeiten identifizieren lassen, die für eine besonders wirksame und sozial nachhaltige Beschäftigungssicherung sprechen und als eine Art Mindeststandard für „gute Kurzarbeit“ in Europa dienen können. Hierzu gehören die Sicherstellung einer angemessenen Laufzeit, der Einbezug prekär Beschäftigter, eine Leistungshöhe, die sich mindestens am nationalen Mindestlohn orientiert, eine angemessene Kostenbeteiligung von Unternehmen zur Vermeidung von Missbrauch und Mitnahmeeffekten, die Beteiligung von Arbeitnehmerorganisationen an der konkreten Ausgestaltung des Systems, sowie ein Verbot der Ausschüttung von Dividenden und Managerboni für den Zeitraum der Inanspruchnahme staatlicher Unterstützungsleistungen.

Schlüsselwörter: Kurzarbeit, Lohnsubvention, Beschäftigungssicherung, Corona, Arbeitslosigkeit, Europäische Union