Aus der Einleitung der Hg.:

Auch wenn „Verantwortung“ bei Kant nicht vorkommt, will Ludger Heidbrink in seinem Beitrag zeigen, dass sich insbesondere aus Kants Tugendlehre ein rudimentärer Begriff der Verantwortung ableiten lässt. In seiner Tugendlehre entwickelt Kant die Methode der Kasuistik. Ludger Heidbrink argumentiert, dass diese nicht nur auf unvollkommene, sondern auch auf vollkommene Pflichten sinnvoll angewendet werden kann. Hier fungiert der Begriff der Verantwortung als ein „anwendungsbezogenes Begründungsprinzip, das im Zusammenspiel von Vernunft und Urteilskraft die Angemessenheit moralischer Regeln überprüft, die durch das ethische Gesetz bloß vorgegeben werden“. So erkennt Ludger Heidbrink bei Kant einen Prototyp moderner Verantwortungskonzeptionen, der sowohl deontologische als auch konsequentialistische Elemente enthält.