Aus der Einleitung:

Wissen wird in ökonomischen Überlegungen meistens als exogene Größe behandelt oder es findet eine Endogenisierung auf einem aggregierten Niveau mit Hinweisen auf Wettbewerbsbesonderheiten statt. Wenn Wissen endogen verstanden wird, dann wird es in den Zusammenhang mit rein kognitiven Gesetzmäßigkeiten gebracht. Emotionale und motivationale Zusammenhänge werden ausgeblendet. Implizit wird unterstellt, es gebe eine kognitiv-rationale Seite des Menschen, die für das Wissen zu untersuchen sei, und davon abgekoppelt gebe es eine emotional-irrationale Ebene, die für ökonomische Fragen weitgehend irrelevant sei. Gegen diese Sichtweise sprechen Befunde der Psychologie, wonach das Wissen nur verstanden werden kann, wenn Kognition, Motivation und Emotion im Zusammenhang analysiert wird. Die Trennung ?rationaler? Kognition von ?irrationaler? Emotion erweist sich dabei als nicht haltbar.

Wenn man begründen möchte, warum Emotionen in einige ökonomische Modelle einbezogen werden sollten, speziell im Zusammenhang einer Wissensökonomik, sind zwei Fragen zu beantworten. Erstens gibt es verschiedene Ansätze der Psychologie mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen dazu, ob die Trennung von Kognition und Emotion überhaupt sinnvoll ist und inwieweit man von Emotionen bereits in psychologischen Theorien abstrahieren oder sie zumindest als eigenständiges Phänomen behandeln kann. Zweitens stellt sich die Frage, ob und wie Emotionen, sofern sie psychologisch relevant und nicht grundsätzlich von Kognitionen getrennt diskutiert werden sollten, in der ökonomischen Analyse des Wissens relevant sind.

In diesem Beitrag gehe ich auf beide Fragen ein. Dabei wird gezeigt, dass Kognitionen untrennbar mit Emotionen und Motivationen verknüpft sind und dass diese Zusammenhänge nicht nur für die Psychologie wichtig sind, sondern auch analytisch für die Ökonomik bei vielen Themen eine hohe Relevanz haben. An Beispielen aus der Institutionenanalyse und der Umweltpolitik wird verdeutlicht, dass die Strukturen von Institutionen und des eingesetzten politischen Instrumentariums erheblichen Einfluss darauf haben, wie Individuen ihr Handeln begründen, wie sie Situationen und Handlungen beurteilen und bewerten und welche Verhaltensimpulse daraus entstehen. Wissen ist nicht allein eine Sammlung von Informationen, sondern geht einher mit Interpretationen und Bewertungen von Informationen. Dies hat Handlungskonsequenzen, ist ökonomisch relevant und lässt sich nicht als einfache Anreizwirkung verstehen und analytisch fassen. Im nachfolgenden Abschnitt wird dargelegt, wie Wissen üblicherweise in der Ökonomik verstanden wird. Anschließend wird das ?Wissen über das Wissen? aus der Psychologie dargestellt, und im vierten Abschnitt wird diskutiert, welche Konsequenzen diese Zusammenhänge für eine Ökonomik des Wissens haben.