Aus der Einleitung:

Die große Klammer dieses Sammelbandes ist die Beziehung von Wissenschaft zum Konzept der Nachhaltigen Entwicklung. Aus Sicht einzelner Disziplinen, aber auch des gesamten Wissenschaftssystems werden verschiedene Aspekte dieser Beziehung beleuchtet. In diesem Beitrag kommen diejenigen Akteure zu Wort, die sowohl AdressatInnen als auch Zukunft der Wissenschaft darstellen: Studierende. Es kann allerdings kein umfassender Überblick über die Rolle von Studierenden in den vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Nachhaltiger Entwicklung gegeben werden. Vielmehr wird versucht, anhand der Arbeit der StudierendenInitiative Greening the University e.V. über verallgemeinerbare Potentiale und Grenzen studentischen Engagements zu reflektieren.

Die zukünftige Entwicklung der komplexen und globalisierten Welt ist inhärent unsicher – in diesem Kontext muss sich die Betrachtung einer Nachhaltigen Entwicklung und auch deren Rolle im Wissenschaftssystem vielen offenen Fragen stellen. Die Suche nach möglichen Antworten darf hierbei nicht durch Disziplin-Grenzen eingeengt werden; für die Formulierung von nachhaltigen Handlungsstrategien kann nicht nur eine einzelne fachdisziplinäre Sicht ausreichend sein. Im Hinblick auf die Frage, wie das Leben in Zukunft organisiert werden kann und von welchen Faktoren es geprägt sein wird, ist es von entscheidender Bedeutung, die GestalterInnen von morgen bei diesem Suchprozess zu Wort kommen und partizipieren zu lassen – ihnen also nicht lediglich bestehende Lösungsstrategien zu vermitteln, sondern im Austausch gegenseitig zu lernen, was für das zukünftige Handeln im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung von Bedeutung sein könnte. Da Studierende nicht nur die primären AdressatInnen von Wissensvermittlung seitens der DozentInnen sind, sondern vor allem auch jene, die dieses Wissen durch eigene Forschung und Erfahrungen erweitern und in die Gesellschaft tragen werden, kommt ihnen bei der Ausrichtung unsererWissenschaft im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung eine Schlüsselrolle zu.

Universitäten mit der Vielfalt und Autonomie von Akteuren – genannt seien nur exemplarisch Fakultäten und zentrale Einrichtungen, DozentInnen und Verwaltung, Angestellte, BeamtInnen und Studierende – lassen sich nicht mit einem verordneten top-down Prozess zu der für eine Nachhaltige Entwicklung unabdingbaren umfassenden Partizipation zwingen. Gerade die Freiheit des universitären Raums lässt hingegen viel Platz für bottom-up Engagement – also für Impulse, die nicht den festgefügten und hierarchischen Verwaltungsstrukturen, sondern flexiblen und basisdemokratischen Gruppierungen entspringen.

Im folgenden Beitrag werden die Chancen und Grenzen von bottom-up Engagement für Nachhaltige Entwicklung an Universitäten in den Blick genommen. Dabei wird im ersten Teil das bottom-up Engagement der StudierendenInitiative Greening the University e.V. in Tübingen nachgezeichnet. Dem schließt sich eine Reflexion darüber an, vor welchen Herausforderungen diese Art des Engagements steht und wie "Beteiligung von unten" gefördert werden kann.