271 pp.
24.80 EUR
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ISBN 978-3-89518-347-8
Der Beitrag der Frauen zur Entwicklung der Nationalökonomie ist in Deutschland ein bislang noch weitgehend unbekanntes Thema. Wie in der Profession selber liegen die Anfänge dazu in England.
Dieser Sammelband enthält Aufsätze aus England, den Vereinigten Staaten und Australien sowie erste Ergebnisse der Forschungsgruppe »Frauen in der Ökonomie« der Universität Osnabrück. Er dokumentiert anhand ausführlicher biographischer Portraits und Würdigungen des Schriftgutes, auf welche Weise der Beitrag zustande kam und worin er bestand. Dieser Art entsteht das Bild sehr engagierter Autorinnen, Forscherinnen und Dozentinnen im Rahmen der sozioökonomischen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts in England.
"... Da erfreut es, dass nun doch erstmals in Deutschland ein Band erschienen ist, der sich mit den Pionierleistungen von Ökonominnen aus Großbritannien befasst. Das Buch ... liefert einen repräsentativen Querschnitt durch Leben und Werk britischer Ökonominnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. ...
Der Band beginnt mit Jane Marcet (1769-1858) und Harriet Martineau (1802-1876). Beide werden als "Popularisiererinnen" der Klassischen Ökonomie oft etwas stiefmütterlich behandelt, obwohl die großen zeitgenössischen Ökonomen - etwa Ricardo und Malthus - die Eigenständigkeit ihrer Leistungen anerkannten. Insbesondere Martineaus Erziehungsromanzyklus 'Illustrations of Political Economy' (1832-34) war ein bedeutender Beitrag zur wirtschaftswissenschaftlichen Weiterbildung. ...
Besonders beeindruckend sind die Lebensdarstellungen von zwei ökonomischen Pionierinnen, die im Schatten von Ehemännern standen, die selbst berühmte Ökonomen waren. Eva Schmoly behandelt in ihrem Beitrag Harriert Taylor Mill (1807-1858), die Frau von John Stuart Mill. Viele der Werke von Ehemann Mill sind in Wirklichkeit Koproduktionen gewesen. Obwohl Mill den Beitrag seiner Frau in seiner Autobiographie später selbst anerkannte, fand er kaum Anerkennung. Lange Zeit wurde Mills Würdigung nur als irregeleitete Schwärmerei eines verliebten Mannes abgetan. Erst in letzter Zeit begann man, die innovativen Arbeiten seiner Frau zu Fragen der Sozialreform, den Frauenrechten und der Bevölkerungsökonomie zu würdigen.
Gegen einen dominanten Ehepartner, den großen neoklassischen Ökonomen Alfred Marshall, musste Mary Paley Marshall (1860-1944) ankämpfen. Mister Marshall verstand es, immer wieder aufkeimende Ansätze, wie etwa Marys Buch 'Economics of Industry' von 1879, dessen Neuauflage er nach 1890 unterband, zu hintertreiben. Mary Paley Marshalls Leben steht für die Schwierigkeiten, die Ökonominnen Ende des 19. Jahrhunderts bei der Integration in den universitären Lehrbetrieb noch hatten. ..."
"... Der Blick zurück in dem Buch, das Anka Gronert herausgegeben hat, Leiterin der Forschungsgruppe "Frauen in der Ökonomie" an der Universität Osnabrück, führt erschreckend vor Augen, wieviel geistiges Kapital einst in den verkrusteten gesellschaftlichen Strukturen hängengeblieben oder zumindest mittlerweile der Vergessenheit anheimgefallen ist.
Die Konzentration auf Großbritannien ist dabei zwar nicht zwingend, aber gerechtfertigt - schließlich hat die Ökonomie im Land von Adam Smith, dem Erfinder der "unsichtbaren Hand", einen besonders breiten Aufschwung genommen. Und so gab es auch schon lange vor Joan Robinson (1903 bis 1983), die immerhin noch hinreichend bekannt ist, Ökonominnen von intellektuellem Gewicht: zum Beispiel Jane Haldimand Marcet (1769 bis 1858), Harriet Martineau (1802 bis 1876), Harriet Taylor (1807 bis 1858), Mary Paley (1850 bis 1944), Beatrice Potter (1858 bis 1943) und Clara Elizabeth Collet (1860 bis 1948).
Aus dem Blickwinkel der modernen ökonomischen Theorie mag der Beitrag der Damen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts überholt sein, als Vorkämpferinnen verdienen sie jedoch Anerkennung. In den Beiträgen, die Anka Gronert zusammengetragen hat, zeigt sich nicht nur, daß sich Frauen - klischeegemäß - zunächst sozialen Themen zuwandten. Es erschließt sich auch, in welchem Maße die Männerwelt daran Anteil hatte, ob sich das Talent der Frauen entfalten konnte. Väter und Ehemänner spielten dabei höchst unterschiedliche Rollen - und nicht immer rühmliche. In jedem Fall jedoch hatten die Frauen Anteil am Werk ihrer Männer - und nicht nur als Muse. ..."
Adam Smiths vergessene Tochter: Clara Elizabeth Collet (1860-1948)
Beatrice Potter Webb (1858-1943)
Jane Marcet (1769-1858) und Harriet Martineau (1802-1876)
Harriet Taylor Mill (1807–1858)
Mary Paley Marshall, 1850-1944
Zu den Anfängen akademischer Bildung für englische Frauen im 19. Jahrhundert – Ideologien und Determinanten