Aus der Einleitung:

In meinen Beobachtungen zu den Haupt- und Korreferaten der IWEJubiläumskonferenz möchte ich zeigen, dass keine kritische Wirtschaftsethik an einer Auseinandersetzung mit der Geschlechterordnung vorbeikommt, wenn sie ihren eigenen kritischen Anspruch ernst nimmt. Obwohl keiner der Beiträge auf die omnipräsenten Geschlechterverhältnisse in „der Wirtschaft“ näher eingeht, werde ich zeigen, wo sie implizit zugrunde liegen. Denn Ökonomie ist weder wertfrei noch geschlechtsneutral. Dabei untersuche ich, (1) ob auch heute noch das Zusammendenken von Wirtschaftsethik und Geschlechterforschung in einer Parallelwelt stattfindet, (2) wo Ansätze kritischer Wirtschaftsethik implizit eine bestimmte Geschlechterordnung voraussetzen, (3) hinterfrage einige grundlegende ökonomische Begriffe, (4) arbeite die fehlenden Orte verantwortlichen Wirtschaftens heraus und (5) skizziere den Horizont einer geschlechterbewussten Wirtschaftsethik als feministisch-kritischer Wirtschaftstheorie der Versorgung.