"Series of the Research Network Macroeconomics and Macroeconomic Policies" · volume 6
2. Auflage März 2005
298 pp.
29.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-89518-422-2
Die neunziger Jahre erlebten in Europa die wirtschaftspolitische Dominanz eines neu-monetaristischen ökonomischen Paradigmas, das auch die Architektur der Europäischen Währungsunion wesentlich prägte: Unabhängige Zentralbanken sind demnach einzig und allein auf das Ziel der Preisniveaustabilität zu verpflichten und können dieses Ziel ohne realwirtschaftliche Kosten erreichen. Fiskalpolitik ist realwirtschaftlich langfristig ineffektiv und muss zwecks Vermeidung von politisch induzierten Störungen klaren Konsolidierungsregeln unterworfen werden. Die gleichgewichtige Arbeitslosigkeit wird durch die Arbeitsmarktstrukturen angebotsseitig bestimmt. In jüngerer Zeit scheint die Dominanz des Neu-Monetarismus jedoch ins Wanken geraten zu sein: Zumindest in den USA ist eine Hinwendung sowohl der akademischen Zunft als auch der wirtschaftspolitischen Praxis zum Neu-Keynesianismus zu beobachten. Es stellt sich die Frage, ob sich mit dem Neu-Keynesianismus ein neuer wirtschaftspolitischer Mainstream herausbildet, der wieder einer stärker interventionistischen Orientierung folgt. Und wenn ja, ist ein solcher wirtschaftspolitischer Mainstream dann in der Lage, das neu-monetaristische Paradigma auch in Deutschland und Europa abzulösen und hier zu einer aktiven makropolitischen Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Wachstumsschwäche beizutragen? Die Aufsätze des vorliegenden Sammelbandes versuchen Antworten auf diese Fragen zu geben.
"Mit dem aktuellen Band ... rückt das Netzwerk [Makropolitik] eine in den USA und möglicherweise auch in Europa immer wirkungsmächtigere Theorie in den Vordergrund, die sich auf Keynes beruft und sich selbst in eine keynesianische Tradition stellt.
Was erfährt eine interessierte Leserin über den Neu-Keynesianismus und seine wirtschaftspolitische Verbreitung, liest sie den Band?
Wie Heine/Herr ausführen, schließt der Neu-Keynesianismus an die Neoklassische Synthese der 1960er Jahre an. Analog zu dieser basiert der Neu-Keynesianismus auf einem verallgemeinerten mikroökonomischen Marktmodell neoklassischer Provenienz, erweitert um Marktrigiditäten. Im Gegensatz zu seiner Vorläufertheorie setzt der Neu-Keynesianismus nicht einfach das Vorhandensein von Rigiditäten voraus, sondern liefert eine Reihe mikroökonomischer Erklärungen, wie es zu solchen Marktimperfektionen kommen kann. ... Ähnlich wie in neuklassisch-monetaristischen Theorien kennt der Neu-Keynesianismus auch eine sogenannte natürliche Rate der Unterbeschäftigung. Die neu-keynesianische Variante dieser natürlichen Rate ... beschreibt den ... Stand der strukturell bedingten Arbeitslosigkeit, die in langer Frist nicht durch geld- oder fiskalpolitische Maßnahmen reduziert werden kann (Jerger). Dass sowohl neuklassisch-monetaristische Theorien als auch der Neu-Keynesianismus ein solches Konzept beinhalten, könnte die große Ähnlichkeit der wirtschaftspolitischen Empfehlungen für den Arbeitsmarkt erklären: Einigkeit herrscht darüber, Tarifverhandlungen zu flexibilisieren und zu dezentralisieren. ...
Vergleicht man die Beiträge, fallen die zum Teil doch sehr unterschiedlichen Charakterisierungen dessen auf, was Neu-Keynesianismus ausmacht und wie viel keynesianisches Denken im Neu-Keynesianismus enthalten ist. Ähnlich different ist der Stil der Beiträge: Einige der Artikel sind eher Einführungen, andere diskutieren sehr spezifische Fragestellungen. Soweit sich der Band mit der politischen Relevanz des Neu-Keynesianismus beschäftigt, geschieht dies vor allem in ideengeschichtlicher Weise. Wo Politikmaßnahmen neu-keynesianische Vorschläge umsetzen, welche Institutionen seinen Regeln folgen und welche Akteure vor dem Hintergrund neu-keynesianischer Überzeugungen handeln, wird nur gestreift.
Damit beantwortet der Sammelband seine Titelfrage, ob und inwieweit der Neu-Keynesianismus zum wirtschaftspolitischen Mainstream geworden ist, nur zum Teil. Dennoch liefert er einen instruktiven Startpunkt zu dieser Theorie und stellt momentan den einzigen Band dar, der deutschsprachig aktuelle Stränge des Neu-Keynesianismus aufgreift und diskutiert."
Auch die Fed, die amerikanische Notenbank, folgt in ihrer Geldpolitik neu-keynesianischen Mustern. Da möchte man genauer wissen, was sich hinter dem Neu-Keynesianismus verbirgt, wenn die USA, ein dem Staatsinterventionismus und Keynesianismus scheinbar unverdächtiges Land, sich solch eine Wirtschaftspolitik leisten. Das Buch liefert Aufklärung. ...
Im deutschsprachigen Raum gibt es kein anderes aktuelles Buch zum Thema. Für die Lektüre sollte man Fachwissen mitbringen, da es zwar verständlich, aber nicht populärwissenschaftlich geschrieben ist."
"New Consensus", New Keynesianism and the Economics of the "Third Way"
Markt- vs. bankendominiertes Finanzsystem - ein Vergleich
The employment issue: Post Keynesian Economics challenging New Keynesian Economics
Eine Kritik der neukeynesianischen Rigiditäts-Argumentation aus Keynesscher Sicht
Reale und monetäre Analyse: Post-Keynesianismus und Neu-Keynesianismus im Vergleich
Der Neu-Keynesianismus als neues makroökonomisches Konsensmodell: Eine kritische Würdigung
NAIRU – Theorie, Empirie und Politik
Der dritte Weg als politische Theorie
Der missachtete Mainstream