Aus der Einleitung der Hg.:

Arbeitet eine Person aus eigenem Antrieb dauerhaft bzw. regelmäßig an oder jenseits der Grenze seiner Leistungsfähigkeit, so bezeichnet man dies häufig als Selbstausbeutung. Hans J. Pongratz geht in seinem Beitrag den Untiefen und Chancen dieses auch im Titel des vorliegenden Jahrbuchs verwendeten Begriffs nach. In seinem Aufsatz untersucht er zwei Formen der Selbstausbeutung von Erwerbstätigen: die Selbstausbeutung in sozialen Berufen sowie die von Arbeitskraftunternehmer*innen in profitorientierten Unternehmen. Dabei ist für ihn entscheidend, dass das Gros der Erträge, die mit der Arbeit im Grenzbereich der Überlastung entstehen, eben nicht den Erwerbstätigen selbst zufließt, sondern im Falle sozialer Berufe den Anbieter*innen dieser Dienstleistungen und denen, die dafür zahlen, sowie im Falle der Arbeitskraftunternehmer*innen vor allem den Unternehmer*innen und Kapitaleigentümer*innen sowie deren Manager*innen. Ein brisantes Charakteristikum der Selbstausbeutung besteht darin, dass sie das zugrundeliegende Ausbeutungsverhältnis verschleiert und insofern einer Verschärfung der Asymmetrie gerade Vorschub leisten kann.