398 pp.
38.00 EUR
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ISBN 978-3-89518-490-1
Südkoreanische Unternehmen konkurrieren heute erfolgreich mit europäischen und amerikanischen, ohne sich wesentlich an deren Organisationsprinzipien und Managementmethoden anzupassen. Der südkoreanische gilt darum international als einer der schwierigsten Märkte für ausländische Direktinvestitionen. Manager und Managementforscher führen die kulturellen Eigenarten der südkoreanischen Geschäftswelt auf den (Neo-)Konfuzianismus zurück. Die Bewältigung interkultureller Unterschiede bis hin zu Konflikten in der Zusammenarbeit mit koreanischen Mitarbeitern und Geschäftspartnern gehört von daher zum Alltagsgeschäft ausländischer Manager in Korea.
Angesichts dieser Herausforderungen behandelt dieses Buch zwei zentrale Fragen: Welchen Einfluss hat die (neo-)konfuzianische Kultur auf konkretes wirtschaftliches Handeln in Korea und wie erleben wirtschaftliche Akteure vor Ort die moderne Wirtschaftsweise vor dem Hintergrund ihrer kulturellen Prägung? Die zweite Frage ist allgemeiner Natur und lautet: Wie kann überhaupt eine fremde Wirtschaftskultur verstanden werden, d.h. was sind die allgemeinen Verstehensbedingungen in der interkulturellen Forschung? Wie also lassen sich Werte und ihre Geltung im wirtschaftlichen Kontext untersuchen? Werte als solche sind abstrakte geistige Entitäten. Ihre Geltung, ihre Bedeutung und Auswirkung und somit ihre Kultur gestaltende Kraft entfalten sie erst im konkreten Leben von Menschen. Die Suche nach der Bedeutung von Werten in einer Kultur beginnt darum bei den Menschen, die diesen Werten in ihrem Leben eine Bedeutung verleihen und damit bei der Frage, in welchem Zusammenhang ihre Handlungen zu den gesellschaftlich vermittelten Werten stehen.
Im ersten Teil des Buches wird theoretisch der Frage nach den Verstehensbedingungen in der interkulturellen Forschung nachgegangen. Dabei spielt die Verstehende Wissenschaft von Max Weber eine zentrale Rolle. Diese wird für die methodologisch-historische Grundlage des Buchs fruchtbar gemacht. Im zweiten Teil wird eine qualitativ-empirische Studie vorgestellt, die in Südkorea durchgeführt wurde. Darin werden acht Gespräche mit in Südkorea tätigen deutschen und koreanischen Managern dargestellt. Erlebtes aus dem Unternehmensalltag wird erzählt und aus Sicht der Gesprächspartner bewertet und beurteilt. So eröffnet sich dem Leser ein strukturierter und lebendiger Zugang zu den Werthaltungen und informellen Standards der südkoreanischen Geschäftswelt.
Verständigung zwischen Kulturen setzt Verstehen voraus. Dieses Buch ist der Versuch, sowohl Praktikern wie Theoretikern, die sich mit Südkorea befassen, einen verstehenden Zugang zu den Eigenarten und Besonderheiten der südkoreanischen Wirtschaft zu zeigen.
"Im ersten Teil des Buches werden die methodologisch historischen Grundlagen geklärt. Hierbei orientiert sich die Verfasserin zunächst an Max Webers Begriff der verstehenden Wissenschaft und beleuchtet in deren Anschluss Rolle und Funktion des Konfuzianismus, der konfuzianische Werte und der Religion in Korea sowie letztlich Korea als Teil der Weltwirtschaft. Im zweiten empirischen Teil werden acht Gespräche mit in Südkorea tätigen deutschen und koreanischen Managern dargestellt. Die Auswahl der abgedruckten Interviews geben nicht nur einen detaillierten Überblick über das koreanische Wirtschaftsleben, sie verdeutlichen insbesondere den Unterschied zwischen westlichen und konfuzianisch geprägten koreanischen Denk und Handlungsstrukturen. Gerade durch die Darstellung und Analyse in diesem zweiten Teil bekommt das Buch eine Art 'praktischen Charakter' und kann somit Einzelpersonen wie Unternehmen, die eine geschäftliche Beziehung in Südkorea anstreben, als erste Orientierung dienen.
Gerade vor dem Hintergrund, dass die Autorin, die sich selbst als 'koreanische Deutsche' oder 'deutsche Koreanerin' bezeichnet, in beiden Kulturen aufgewachsen ist, ist es ihr gelungen, mit einer interessanten und gut lesbaren Dissertation einen themenübergreifenden Brückenschlag zwischen Ökonomie, Soziologie und Kulturwissenschaften herzustellen."
"Das Buch ist ein Beitrag zur interkulturellen Managementforschung und unternimmt den Versuch, südkoreanische Verhaltensweisen demjenigen verständlich zu machen, der sich mit dem Land theoretisch befasst oder dort Geschäfte machen will. ...
Südkorea hat sich erst in den 80er Jahren stärker für das Ausland geöffnet. In den zurückliegenden 30 Jahren hat sich das Land von einem "Bangladesh-Status" in ein modernes Industrieland verwandelt, das vom Automobilsektor bis zur Informations- und Telekommunikationstechnik international mithalten kann. Dafür zahlt das Land einen Preis, für den der Fluss Han in Seoul ein Symbol ist. Die Menschen wurden nämlich - so wie der Fluss durch Beton - gebändigt und einzig und allein auf den Vorrang der Wirtschaft eingeschworen. Der Wohlstand ist ein Produkt überaus harter Arbeit. Dass wirtschaftliche Globalisierung aber nicht unbedingt mit kultureller Konvergenz einhergeht, dies hat die Autorin auf knapp 400 Seiten in klarer Sprache und methodisch sauber herausgearbeitet.