"Studien zur Governanceethik" · volume 2
2. Auflage September 2005
281 pp.
24.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-89518-536-6
Eine moderne Ethik mit praktischen Ambitionen sollte theoretische Konsistenz mit empirischem Gehalt und gestalterischem Anwendungsbezug kombinieren. Ohne Interdisziplinarität sind diese Ansprüche nicht zu befriedigen. Interdisziplinarität ist daher für die Entwicklung einer Wirtschafts- und Unternehmensethik von strategischer Bedeutung. Moral ist immer die Moral einer Gesellschaft als Kooperationsprojekt, und ethische Begründungen leben von ihrer gesellschaftlichen Legitimationskraft. Allerdings kommt im Fall der Wirtschafts- und Unternehmensethik das Wissen und die Urteilskraft der Ökonomik, der Organisationstheorie und des Managements hinzu.
Der von Josef Wieland entwickelte theoretische Vorschlag zu einer Ethik der Governance versucht diese Ansprüche zu akzeptieren und in ein einheitliches Modell zu integrieren. Dies war und ist nur möglich als work in progress. Vor diesem Hintergrund eines zu entwickelnden theoretischen Projekts sind die in diesem Band versammelten Beiträge zur Governanceethik zu verstehen. Sie halten den Stand der Diskussion kritisch fest und machen Vorschläge für die weitere Entwicklung. Dies geschieht aus philosophischer, ökonomischer und betriebswirtschaftlicher Sicht. Es geht um den Zusammenhang von ethischer Begründung und moralischer Praxis, um die Entwicklung der Governanceethik zu einer Wirtschaftsethik, um die Phänomene der Organisation, des Wissens, der Kommunikation und der dynamischen Innovation als wesentliche Forschungsgebiete einer auf der Höhe der Zeit operierenden Ethik für den Bereich der Wirtschaft.
Josef Wieland
Governanceethik im Diskurs
Teil I: Philosophie: Begründung und Anwendung
Jens Badura
Moralsensitive Orientierungsphilosophie - die Governanceethik im Lichte des Kohärentismus
Guido Palazzo
Identität versus Interessen. Die Governanceethik unter Dissensdruck
Michael Schramm
"Strukturelle Kopplungen" im moralökonomischen Kontingenz-Management. Zum Ethikkonzept der Governanceethik
Teil II: Ökonomik: Struktur und Kommunikation
Stephan Panther
Governanceethik als Wirtschaftsethik: Versuch des Weiterdenkens in kritischer Absicht
Birger P. Priddat
Organisation und Sprache
Teil III: Management: Wissen und Kultur
Reinhard Pfriem
Ein pluralistisches Feld von Governancekulturen. Ideen zur Vermittlung von ethisch-moralischen Handlungsdimensionen mit dem vorgängigen ökonomischen Verständnis der Steuerung von Unternehmen
Markus C. Becker
Towards an integrated theory of economic governance - Conclusions from the governance of ethics
Josef Wieland
Governance und Simultanität - Wissen als kooperative moralische Ressource
Nach den wirtschafts- und unternehmensethischen Entwürfen P. Ulrichs, H. Steinmanns oder K. Homanns hat Josef Wieland nun mit seinem Projekt der Governanceethik einen ganz eigenen Akzent gesetzt. Es ist aus theologischer Sicht erfreulich, mit welcher Selbstverständlichkeit er die engen und nur als inhuman zu qualifizierenden Grenzen der klassischen Ökonomie mit ihrem Menschenbild vom 'homo oeconomicus' überschreitet und sich ehtisch-moralischen Aspekten öffnet. ...
Abschließend weist Josef Wieland selbst darauf hin, dass die Realisierung der moralischen Dimension einer ökonomischen Transaktion und der Stabilisierung der dazugehörigen Organisation ein simultanes Zusammenwirken verschiedener Governanceregimes sowohl erfordere als auch voraussetze.
Auf Grund der steigenden Bedeutung von 'Humankapital als Träger von Wissen' entwickelt Wieland dann die moralische Seite der Wissensökonomie als Governanceethik. Wie anhand des Wissens zu sehen sei, seien nach Rawls Gesellschaften (mit ihrem Wissen) 'Kooperationsprojekte zum welchselseitigen Nutzen' und seien auch Unternehmen nur Bestandteile genau dieser Gesellschaften. Darum endet Wieland mit der Forderung, das eben so, wie ein Unternehmen von seinen Mitgliedern die Eigenschaft eines guten Organisationsbürgers erwarte, die Gesellschaft entsprechend (und berechtigt) von Unternehmen erwarten dürfe, dass sie im Sinne einer 'Good Corporate Citizenship' gute Bürger dieser Gesellschaft sein.
Solche Forderung der Governanceethik ist nicht nur aus diskursethischer und systemtheoretischer Sicht wünschenswert. Und wenn der Governanceethik in ihrer weiteren Entwicklung nur Erfolg zu wünschen ist, so bleibt doch die theologische Anfrage, was sie dem systemzerstörenden Bösen, wie es sich etwa im unersättlichen Eigennutz des Unternehmens und des Individuums niederschlägt, entgegenzusetzen hat."
"Josef Wieland ist der Schlusstext vorbehalten. Er bringt Wissen und Wissensmanagement in einen moralischen Kontext. Wissen ist für ihn eine moralische Ressource, weil sie überhaupt erst erlaubt, entsprechende Konflikte als solche zu erkennen und vielleicht auch zu lösen. Daher ist Wissensmanagement für Wieland nicht nur ein Werkzeug für ökonomisches Handeln, sondern ebenso zur moralischen Handlungssteurung.
Der Sammelband liefert beileibe nicht nur Einblicke in die Governanceethik; stattdessen werden verschiedenste Fragestellungen der Wirtschafts- und Unternehmensethik angesprochen. Die Texte sind nicht geeignet, um einen Einstieg in diese Themen zu finden, stellen aber wichtige Beiträge zur aktuellen Debatte dar."
Der Konstanzer Wirtschaftsethiker Josef Wieland hat sich in den letzten Jahren innerhalb der ökonomischen wirtschaftsethischen Diskussion mit einem eigenständigen Forschungsansatz profiliert. Ihm geht es um den Entwurf einer Unternehmensethik als Governanceethik. Obwohl er Homanns Position hinsichtlich des strukturellen sowie ökonomiekompatiblen Ethikverständnisses explizit teilt, setzt er dennoch eigene Akzente. Diese betreffen vor allem einerseits die primäre Verortung von Ethik/Moral auf der Mesoebene der Unternehmen (im Unterschied zu Homann) und andererseits die Betonung, dass Ethik nur dann im Bereich der Ökonomie eine positive Wirkung entfaltet, wenn sie gerade nicht in ökonomischer Funktionalität vollständig aufgeht. Ein funktionalistisches Ethikverständnis setzt somit eine nichtfunktionalistische Grundlage von Ethik voraus.
Die Globalisierung führt nach W. zu einer deutlichen Steigerung der ethischen Verantwortung der Unternehmen aufgrund der Transnationalisierung, des Machtverlustes der (National )Staaten sowie des Bedeutungszuwachses von NGOs im öffentlichen Bewusstsein. Da eine an das Individuum gerichtete Tugendethik bei Organisationen wie Unternehmen nicht weiterhelfe, sei eine 'Tugend kollektiver Akteure' vonnöten. Nach W. wird es für Unternehmen in Zukunft immer wichtiger werden, 'moralische Werte in ihren Handlungen und in ihrem Verhalten zu verwirklichen'. Die zunehmende Wissens- und Informationsbasierung wirtschaftlichen Handelns läßt auf dem Hintergrund der Globalisierung die Kommunikation und die Kooperation innerhalb wie außerhalb des Unternehmens - und damit den 'menschlichen Faktor' - zu einem zentralen Erfolgs- bzw. Mißerfolgskriterium werden. ..."
Moralsensitive Orientierungsphilosophie
Identität versus Interessen
"Strukturelle Kopplungen" im moralökonomischen KontingenzManagement
Governanceethik als Wirtschaftsethik
Governanceethik und der Ansatz der Regeltransparenz
Organisation und Sprache
Ein pluralistisches Feld von Governancekulturen
Towards an integrated theory of economic governance
Governance und Simultanität