"Schriften der Keynes-Gesellschaft" · volume 13
218 pp.
28.00 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-7316-1407-4
Die Beiträge dieses Bandes wurden auf der Tagung der Keynes-Gesellschaft am 18./19. Februar 2019 im Sparkassenhaus Berlin vorgetragen. Die Tagung stand unter dem Rahmenthema "Keynes und das internationale Währungs- und Finanzsystem", das anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr der Veröffentlichung der "Wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages" ausgewählt wurde. Die Themen umfassen auch Keynes' Kampf für eine bessere Weltwährungsordnung in Bretton Woods 1944, die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, die Konsequenzen aus mehreren Finanz- und Währungskrisen und der Einführung des Euro sowie zukünftige Perspektiven der Weltwährungs- und Finanzordnung.
"Die Beiträge sind thematisch und zeitlich breit gestreut. Stephan Schulmeister behandelt Keynes' Denken über das Funktionieren der Finanzmärkte und stellt die These auf, dass Keynes es versäumt habe, sein aus der persönlichen Erfahrung als Investor gewonnenes Menschenbild in sein Makromodell zu integrieren. Dadurch sei er gleichsam auf halber Strecke auf dem Weg vom "homo oeconomicus" zum "homo humanus" steckengeblieben. Das berühmte Kapitel 12 stehe in der General Theory weitgehend isoliert da. Auch der Beitrag von Günther Chaloupek beschäftigt sich mit einem Versäumnis von Keynes, nämlich mit seiner Vernachlässigung der Friedensverträge für Österreich und den Donauraum. Chaloupek argumentiert, dass dies weniger mit der persönlichen Präferenz von Keynes zu tun gehabt habe als mit der damals vorherrschenden Meinung, wonach Deutschland hauptsächlich zu Reparationszahlungen verpflichtet werden sollte. Christian E. W. Kremser vergleicht das Denken von Keynes mit demjenigen des klassischen Liberalen John Stuart Mill und fördert dabei eine überraschende Ähnlichkeit zutage, was die Zukunftserwartungen der beiden Ökonomen anbelangt. Beide sagten nämlich einen starken Anstieg des allgemeinen Lebensstandards voraus und begrüßten diesen Zustand als positiv und erstrebenswert. Anne Löscher und Ferdinand Wenzlaff beschäftigen sich mit Robert Eisler, einem zeitweilig vergessenen österreichischen Ökonomen, der in den 1930er Jahren ähnliche wirtschaftspolitische Konzepte wie Keynes entwickelte. Hélène de Largentaye schildert die französische Position während der Verhandlungen in Bretton Woods im Sommer 1944 und in den Jahren danach bis zum Zusammenbruch des Systems in den frühen 1970er Jahren. Der Hintergrund des Artikels ist familiärer Art: Der Vater der Autorin war an den Vorbereitungen zur Konferenz von Bretton Woods beteiligt und übte während längerer Zeit das Amt des französischen Exekutiv-Direktors beim Internationalen Währungsfonds aus. Jörg Bibow gibt einen Überblick über die Geschichte der Währungssysteme seit der Mitte des 19. Jh.s und diskutiert insbesondere die Entwicklung der US-Dollar-Hegemonie seit dem Abkommen von Bretton Woods von 1944. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass die Finanzkrise von 2007/08 eine echte Zäsur bedeute, da das Währungssystem seither so instabil wie seit langem nicht mehr geworden sei. Steffen Murau, Joe Rini und Armin Haas entwerfen schließlich vier Szenarien für das internationale Währungssystem bis zum Jahr 2040. Dabei stehen zwei Fragen im Zentrum. Erstens: Wird in der Zukunft ein systemverändernder Zusammenbruch des Finanzsystems stattfinden? Zweitens: Wird die internationale Politik von Kooperation oder von Konfrontation dominiert werden? Die Szenarien reichen entsprechend von einer fortbestehenden US-Dollar-Hegemonie bis zu einer internationalen Währungsanarchie. Die Aufsätze unterscheiden sich stark in ihrer Originalität und ihrer Analyseschärfe, aber sie alle enthalten Beobachtungen und Überlegungen, die zum produktiven Denken anregen. Besonders hervorgehoben werden sollte der Beitrag von Stephan Schulmeister, der eine genaue Keynes-Lektüre mit wirtschaftshistorischen Forschungen, theoretischen Reflexionen und finanzmarkttechnischen Untersuchungen verbindet, die am Schluss in eine Kritik am Handel mit CO2-Emissionszertifikaten münden. Damit wird eindrücklich demonstriert, wie gewinnbringend es ist, die Originaltexte von Keynes immer wieder neu zu lesen."
This material is under copyright. Any use outside of the narrow boundaries of copyright law is illegal and may be prosecuted. This applies in particular to copies, translations, microfilming as well as storage and processing in electronic systems. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2021Keynes und die Finanzmärkte: Auf halbem Weg vom „homo oeconomicus“ zum „homo humanus“
Keynes zu den Folgen der Friedensverträge für Österreich und für den Donauraum
John Stuart Mill and John Maynard Keynes on the End of Economic History
Robert Eislers Reformprogramm für ein krisenfestes Weltwirtschaftssystem
The French position on the international monetary system at Bretton Woods and after
Zur US-Dollar-Hegemonie: Ein Blick zurück – und in die Zukunft
Welche Zukunft für die finanzielle Globalisierung?