Anthropologische Perspektiven von Digitalisierung und Individualisierung
2., durchgesehene Auflage 2023
448 pp.
29.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-7316-1537-8
Was sich wandelt, wenn sich die Verhältnisse wandeln, ist nicht zuletzt das Selbst. Und das, was dafür sorgt, dass sich die Verhältnisse wandeln, ist ebenfalls das Selbst. Angesichts von Digitalisierung und Individualisierung steht uns ein Zeitalter bevor, in dem das Selbst anders geworden sein wird und sich die Welt anders eingerichtet haben wird. Nur wie? Anthropologische Perspektiven dieses Geschehens bündelt dieser Band, der vom Ende des Menschen ebenso zeugt wie von seiner Zukunft.
Wenn von Digitalisierung die Rede ist, dann geht es zumeist um Technik. Es geht um die neuesten Gadgets oder darum, Prozesse zu beschleunigen oder zu vereinfachen. Äußerst selten geht es um die Menschenbilder, die dem Ganzen zugrunde liegen - also darum, wie wir uns selbst angesichts der Digitalisierung verstehen und verwandeln.
Der rund 450 Seiten umfassende Sammelband beleuchtet in 25 Beiträgen u.a. ethische, ästhetische, politische, ökonomische, ökologische und soziale Folgen der Digitalisierung für unser Selbstbild. Zu den Autoren zählen die Soziologen Dirk Baecker und Steffen Mau, die Philosophen Byung-Chul Han und Konrad Paul Liessmann sowie die Medienwissenschaftler Armen Avanessian und Roberto Simanowski. Kovce und Priddat haben dem Band als Herausgeber ein kurzes Vorwort vorangestellt.
"Wenn wir nicht wissen, wie wir künftig leben und arbeiten, ja wer wir künftig sein wollen, dann können wir die Frage, wozu Digitalisierung gut sein soll, schlecht beantworten", betont Philip Kovce, der derzeit an Priddats Wittener Seniorprofessur forscht. "Es kommt darauf an", so Kovce, "dass wir Fragen der Digitalisierung letztlich als Selbstbefragung verstehen." Ob diese Selbstbefragung letztlich ein Mehr oder Weniger an Digitalisierung nahelege, sei durchaus umstritten, so Kovce.
Dass Digitalisierungsfragen Menschenbildfragen seien, zeige sich laut Prof. Dr. Birger P. Priddat vor allem daran, dass Big Data und künstliche Intelligenz die Mensch-Maschine-Interaktion ganz neu herausfordern. "Wir müssen unser Selbstbild zunehmend in einer digitalisierten Welt ausbilden", so Priddat. "Wer wir sind, wenn wir von Automaten umgeben sind, das ist die große Frage."
"Seit einem Vierteljahrhundert wird von Kennern der technischen Entwicklung immer wieder die Sorge geäußert, dass die von uns erschaffenen Technologien uns Menschen abschaffen. Im Frühjahr des Jahres 2000 veröffentlichte Bill Joy, der Mitgründer von Sun-Microsystems, im US-Magazin "Wired" seinen berühmten Aufsatz "Why The Future Doesn't Need Us", der weltweites Aufsehen erregte. Darin beschrieb er die Entwicklung der verschiedenen neuen Technologien, vor allem der intelligenten Maschinen, und stellte am Ende die Frage, wie groß das Risiko sei, dass wir uns selbst durch diese Technologien ausrotten - es ist sehr hoch.
Auf der anderen Seite wird viel davon gesprochen, dass der Mensch sich durch die neuen Technologien selbst verbessern könne und ihm dadurch neue Zukunftsmöglichkeiten offenstünden. Er könne sein Leben verlängern, indem er die Alterungsprozesse unterbindet, er könne sein Leistungsvermögen in jeder Hinsicht bedeutend steigern, sein Gehirn mit einer Maschine verbinden und diese durch bloße Gedanken steuern, er könne sein Bewusstsein in ein Computersystem hochladen und damit ein nichtbiologisches Leben führen u.v.m.
Die Technik als existenzielle Gefahr für das Menschsein und zugleich als Entwicklungshelfer für das Leben der zukünftigen Menschheit, die Technik als Gefahr für das Individuum und zugleich als Widerlager, an dem sich das menschliche Ich entwickeln kann - das ist die Folie, vor der sich die Beiträge des von Philip Kovce und Birger P. Priddat herausgegebenen Bandes "Selbstverwandlung. Das Ende des Menschen und seine Zukunft" bewegen. Die Autoren dieses umfangreichen Bandes befassen sich aus verschiedensten Perspektiven mit den Fragen, die sich für das menschliche Leben durch die Digitalisierung ergeben.
Arbeitet man die verschiedenen Beiträge durch, so zeugen sie alle von einer höchst individuellen Zugangsweise zu dem im Zentrum stehenden Themenkomplex. Diese Vielfalt bestätigt die Feststellung der Herausgeber, dass die Homogenisierung der Menschen durch die Digitalisierung zu deren Individualisierung im Widerspruch zu stehen scheint, diese aber auch befördern kann. Digitalisierung schaltet einerseits die Menschen tendenziell gleich, entindividualisiert sie also, andererseits kann die Auseinandersetzung mit diesem Trend die Kraft der Individuen stärken.
Die Herausgeber haben 25 Autoren vereint, deren Beiträge zwischen zwei Seiten (Enno Park) und 50 Seiten umfassen (Stefan Brotbek). Es sind sehr bekannte Autoren vertreten, wie beispielsweise Byung-Chul Han und Konrad Paul Liessmann. Ausnahmslos alle Autoren sind in der Vergangenheit durch andere Veröffentlichungen in Erscheinung getreten. Der Band vereinigt also Menschen mit viel Sachverstand und ist daher mit seinen rund 450 Seiten nicht nur physisch gewichtig. Schon wegen der Vielfalt der Gedankengänge ist es nicht möglich, einen inhaltlichen Überblick zu geben. Es seien daher nur einige Streiflichter geworfen.
Luzide Diskussionsbeiträge
Roland Benedikter und Karim Fathi beschreiben die derzeitigen Entwicklungen im "Jahrzehnt des Bewusstseins". Es gibt das Bestreben, die Interaktion von Mensch und Maschine durch eine Mensch-Maschine-Konvergenz zu ersetzen, d.h. die bisherige Bewusstseinsforschung könnte sich zu einer globalen Bewusstseinsindustrie ausweiten. Dies geht in vier Richtungen: Man versucht a) das menschliche Bewusstsein zu erforschen, indem man dessen Äußerungen in Computern simuliert; b) das Gehirn möglichst ohne Reibungsverluste mit Maschinen zusammenzuschließen: c) durch Stimulation des Gehirns Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen zu heilen; und d) die normale Leistungsfähigkeit des Gehirns zu erweitern. Benedikter und Fathi machen darauf aufmerksam, dass damit die Frage nach dem Wesen des menschlichen Ich erneut in das Zentrum der wissenschaftlichen und auch gesellschaftlichen Debatten rücken wird. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Menschenbild wird die "Frage nach dem menschlichen Ich [...] zur neuen Zentrumsfrage unserer Zeit. [...] Was wird aus diesem Ich, wenn die zunehmend in den menschlichen Körper, insbesondere in Gehirn und Nervensystem eindringenden neuen Bewusstseins- und Körpertechnologien das Ich-Bewusstsein auf neue physiologische Grundlagen stellen?" (S. 65f.)
Roland Halfen greift ebenfalls die Thematik des Trans- und Posthumanismus auf und zeigt, wie dort anthropomorphe und kryptoreligiöse Motive zu finden sind. Michael Wimmer führt dieses Motiv weiter, indem er über den Messianismus des Posthumanismus und dessen Problematik spricht. Auch er weist auf die religiöse Dimension des transhumanistischen Diskurses hin, der subtil alle seine Elemente durchzieht.
Sibylle Anderl schaut auf die Grenzen der Algorithmen, Eduard Kaeser auf die Unbegreiflichkeit der KI-Systeme. Er zeigt auf, dass die Künstliche Intelligenz uns zutiefst fremd ist. Sein Beitrag endet mit dem Satz: "Die unbegreifliche Maschine ist also, kurz gesagt, ein Appell an den Menschen, sich neu begreifen zu lernen." (S. 203) Stefan Brotbeck fügt zu der Aufforderung, sich neu zu begreifen, einen weiteren Aspekt hinzu, indem er auf die Fähigkeit des Menschen hinweist, sich aus eigener Kraft umzugestalten: "Aber warum denken wir nur daran, die menschlichen Möglichkeiten durch technologische Verfahren und Produkte zu erweitern und nicht durch Veränderung und Erneuerung des inneren Menschen", des "Menschen im Menschen." (S. 110)? Salvatore Lavecchia macht aus seiner Position als "überzeugter, radikaler digitaler Minimalist" (S. 261) heraus sichtbar, wie in der Auseinandersetzung mit den entindividualisierenden Tendenzen der digitalen Welt eine Individualität die Kräfte zu ihrer eigenen Stärkung und weiteren Entwicklung finden kann, wie sie aus eigenem Willen heraus sich Räume schafft, "Nischen der Ichsamkeit, in denen der freie, schöpferische Wille umso fruchtbarer und - auch ökonomisch! - effizienter wirken kann, je weniger der Mensch als digital konditionierbares oder gar digital definierbares Ich, als Ich-Avatar betrachtet wird." (S. 271)
So weit einige Blicke in den Inhalt dieses reichhaltigen Bandes, in der Hoffnung, den Leser neugierig gemacht zu haben. Denn dieser Band ist nicht nur lesenswert, sondern wichtig und sollte von möglichst vielen Menschen zur Kenntnis genommen werden. Er enthält luzide Diskussionsbeiträge, die angesichts der gegenwärtigen existenziellen Gefährdung des Menschseins die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts herausarbeiten: Was ist der Mensch?"
"Die totale Digitalisierung und eine wie immer geartete Transformation der Welt sind vage Visionen, mit denen Ängste, aber auch Hoffnungen geweckt werden. Zwei bei Metropolis in Marburg verlegte Wälzer leuchten diese zumeist flüchtig benutzten Begriffe samt ihrer Zwiespältigkeit aus. Schwere, aber lohnende Kost.
Ein exemplarisches, für beide Textsammlungen zutreffendes Zitat: «Die passive Lektüre eines wohldurchdachten Textes erzeugt oft mehr kognitive Aktivität als das betriebsame Klicken zwischen Textsegmenten, die gerade aufgrund ihrer variablen Navigierbarkeit auf intellektuell anspruchsvolle Manöver verzichten müssen.» Roberto Simanowski plädiert damit für ein geduldiges Lesen. Wäre so etwas nicht verständlicher zu formulieren? Doch, doch, das kann dieser erfahrene Kultur- und Medienwissenschaftler, der 2020 mit einem Preis für philosophische Essayistik ausgezeichnet wurde, durchaus: «Was im Internet zählt, sind Für- und Gegenstimmen, nicht ausgewogene Kommentare im Zeichen einer pluralistischen Weitsicht.» Oder kürzer: «Likes sind stärker als Links.» Ein eher pessimistisches Fazit.
Chancen und Risiken im Multipack
Doch nun zum Inhalt des tatsächlich pluralistischen Readers zur «Selbstverwandlung», deren Charakter, Richtung und Resultat auch in den Titel-Unterzeilen unklar bleiben. Wie bei der Betrachtung neuer Technologien üblich, werden vorhandene Chancen und Risiken aufgezeigt. Meist mündet das in den für Besorgte gedachten Trost, die Entwicklung sei ja durch mehr oder weniger kluge Entscheidungen zu steuern. Damit ist dann das Abwägen bequem beendet. Aber in dieser wild wirkenden Collage präsentieren die Herausgeber auch schrillere Stimmen, die eher aufwühlen als besänftigen und mit pointierten Positionen oft Widerspruch wecken.
Wiederholt kommen Apologeten von Ray Kurzweil zu Wort, der als Google-Direktor zum Guru der nicht nur im Silicon Valley expandierenden «transhumanistischen» Szene wurde. O-Ton Kurzweil, als er gefragt wurde, ob es Gott gebe: «Noch nicht.» Er wird im Zuge der Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz kommen, ein Supercomputer sein und all die komplexen Probleme lösen, die uns als beschränkte menschliche Wesen überfordern. Dies bestreitet Birger P. Priddat, der als einer der zwei Herausgeber des Lesebuches eigene «Überlegungen zur Zivilisationsentwicklung der Mensch-Maschinen-Hybride» beisteuert, nicht generell. Er erinnert daran, wie viel wir alle schon jetzt an Maschinen delegieren, dass sich immer mehr Menschen ein zweites, digitales Ich zulegen, und er geht davon aus, dass wir noch dankbar sein werden, wenn uns etwa in Bereichen wie Klima, Ökologie und Ressourcen immer perfektere Rechner unterstützen. Seine eher pragmatische Frage lautet: «Wie werden wir lernen, uns zu Automaten zu verhalten?» Werden diese mit der Zeit wirklich zu Quasi-Menschen, mit denen wir, um sie nutzen zu können, menschlicher umgehen müssen als gewöhnlich untereinander?
Techni-, Digital!-, Individualisierung
Beginnt damit «das Ende der Menschen als Herr der Geschichte»? Herr der Geschichte! Zitiert wird hier der britische Ökopionier Lovelock, der im vergangenen Sommer präzis am 103. Geburtstag verstarb. Er hat in seiner letzten Lebensphase viele irritiert. So bedachte er «Fridays for Future» mit Hohn, setzte auf Atomkraft, Cyborgs und Sonnenschirme im All. Belege für den Technikglauben als Ersatzreligion lassen sich auch im Buch finden. Doch die alternativen Visionen kommender «Selbstverwandlung» muten manchmal nicht weniger befremdlich an. Da sollen philosophisch erhabenere oder der Natur nähere Strömungen den «Bambihumanisten und Rambodigitalisten» die Stirn bieten. Und unter den Quellen des neuen Denkens finden sich dann Schriften von Rudolf Steiner...
Deutlich wird immer wieder, wie sehr Digitalisierung auch zu Individualisierung führt, wie sie unser Verhalten, unser Selbst rasant und radikal verändert. Arbeit, die Freizeit, alles ist betroffen. In den Weiten des World Wide Web entstehen unzählige neue Gemeinschaften, die klassische Gesellschaft zerfällt. Es wird erwartet, dass «der durchschnittliche Mensch» schon 2025 täglich 4800mal mit irgendwelchen vernetzten Geräten interagieren wird - das Zehnfache der 2016 geschätzten Zahl - und dabei digitale Spuren hinterlässt. Damit würde das «digital vermessene Ich» zu einem «metrischen Wir», das sich kontrollieren und steuern lässt, wie nicht nur das von der chinesischen Regierung schon eingeleitete Social-Credit-System zeigt.
Nicht nur ein Kapitalismusproblem
Brillant formuliert ist der Text zur «Totalausbeutung des Menschen» in der Kombination von Hyperkapitalismus und Digitalisierung, den der koreanisch-deutsche Philosoph Byung-Chul Han bereits 2016 für die verfasste. Herrschaft gehe sich bei uns einfach als Freiheit aus. Doch der Slogan einer US-amerikanischen Firma zeige die Realität: «Wir bieten Ihnen einen 360-Grad-Blick auf Ihre Kunden.» Mit einem zu geringen ökonomischen Wert werden Menschen im Branchenjargon zu «Waste», also zu Abfall oder Müll. In den 1980er-Jahren hätten sich in Deutschland noch viele sogar einer Volkszählung widersetzt. «Heute geben wir hemmungslos selbst intime Daten preis, und zwar freiwillig. Wir spüren sogar ein Bedürfnis, uns zu entblössen.» Es wäre an der Zeit, unsere Art des Lebens ernsthaft zu überprüfen und gemeinsam den Widerstand gegen den «digitalen Totalitarismus» zu organisieren.
Datenschutz allein stoppt ihn nicht. Technik ist leider nicht so neutral, wie viele - auch in diesem Buch - glauben oder uns einreden wollen. «Nichts verwandelt und zwingt uns so sehr zu permanenter Selbstverwandlung wie der Gang der technologischen Entwicklung», stellt sogar der nachdenkliche Direktor eines Instituts für Wirtschaftsgestaltung fest. Bei ihm taucht Günther Anders als Quelle auf, der in «Die Antiquiertheit des Menschen» früh Leben zerstörende Elemente in der industriellen Revolution benannte. Warum taucht er nicht häufiger auf? Was er etwa zur medialen Verzerrung der realen Welt durch das Fernsehen darlegte, wird im Digitalzeitalter mit «sozialen) Medien und allerlei künstlicher Intelligenz in voller Konsequenz sichtbar; mehrere Beiträge zeigen die Folgen auf. Robin Schmidt, ein im pädagogischen Bereich tätiger Schweizer, wirft einen Blick aufs heute allgegenwärtige Displays, wo jedes Subjekt eine Welt seiner Wünsche zusammenstellen kann, «in der alle Andersheit verschwunden ist». Neben passenden Nachrichten und Produkten kann es andere Menschen finden, sich selber zu einem Inhalt machen, der dann wieder von andern beobachtet wird. «Ich bin der Realität am Display so nahe, wie nur irgend denkbar.» Alles lässt sich mit Fingerspitzen berühren, zoomend heranholen. Aber alles bleibt fern, «unüberwindbar getrennt». Wer sich der Welt wieder nähern will, muss sich «vom Bild des Displays ganz abwenden». So einfach ist das, und doch so schwierig geworden. Auch sonst ist die Schweiz gut vertreten. David Gugerli von der ETH Zürich zeigt «das Autonomieproblem digitaler Gesellschaften» auf. Eduard Kaeser, Physiker und Philosoph, nach der Pensionierung primär als freier Publizist und Jazzmusiker tätig, räsoniert recht gelassen über «unbegreifliche Maschinen». Eigentlich kämen die erst. Nach den dummen, den halbschlauen und schlauen jetzt eben die superschlauen. «Maschinen sind auch nur Menschen», zitiert er als Motto aus einem Forschungsbericht.
Alphabetisch mit frischem Schluss
Eigentlich wollte ich ja nicht alles lesen, als ich den abschreckend dicken Sammelband in der Ruhephase «zwischen den Jahren» endlich aus dem Stapel fischte. Was die an einer gleichen Uni wirkenden Philosophen in ihr Buch packten, erwies sich jedoch als fast immer spannend. Hinzu kamen Überraschungseffekte. Die teils schon älteren Texte und wenige Originalbeiträge sind nämlich nach dem Namensalphabet gemixt, sodass Positionen und Schwerpunkte der Autoren - eine einzige Frau neben 24 Männern - zuweilen abrupt wechseln. Was durchaus denkanstössig sein kann.
Walther Zimmerli kommt namensbedingt mit drei 2018 und 2019 in der NZZ publizierten Essays zuletzt. Sie belegen, dass auch Lesenswertes verpasst, wer das Blatt nicht hat. Aber der eigentliche Schlusspunkt wird - «statt eines Nachworts» - mit einem frischeren, zumindest im letzten Abschnitt auch sehr erfrischenden Text gesetzt. Titel: «Wiedersehen mit der Wirklichkeit.» Nachdem mit Corona ein enormer Digitalisierungsschub erfolgte, der wohl noch länger und breiter nachwirken wird als Long Covid, könnte sich vielleicht auch eine Gegenbewegung zeigen. Die «trügerischen Freiheiten des virtuellen Raums», welcher zuerst einen gewaltigen Zulauf erhielt, erwiesen sich zu oft als unbefriedigend. Durch die Pandemie wurden «viele latente Verrücktheiten» sichtbar und «freigeschaltet», doch es gab daneben auch ein neues Begehren nach «dem wilden, echten Leben». Was wird stärker bleiben? Dies sei «auch eine politische Frage», hielt Jens Jessen in seinem
Siri, warum bist du nicht so schlau wie wir?
Miamification
Intuition im Kontext
Die Zukunft des menschlichen Bewusstseins: techno-anthropologische Hybridisierung?
In anderem Licht
I, Me and Myself
Verwandlungen der Verwandlung
Das Autonomieproblem digitaler Gesellschaften
Illusion und Inspiration
Die Totalausbeutung des Menschen
Humanismus 5.0
Unbegreifliche Maschinen
Ignoriert, dementiert, kritisiert
Gesteigerte Langlebigkeit und Posthumanität
Ich will wollen wollen!
Traum und Albtraum
Zahlen machen Leute
Das Märchen vom Computer-Gott
Wie werden wir lernen, uns zu Automaten zu verhalten?
Subjekt und Objekt im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit
Lob der Einzelforschung
«Whatever!»
Messianismus des Posthumanen
Der analoge Mensch im digitalen Zeitalter
Statt eines Nachworts: Wiedersehen mit der Wirklichkeit