181 pp.
22.80 EUR
(incl. VAT and Free shipping)
ISBN 978-3-7316-1277-3
Resilienz ist die neue Nachhaltigkeit - meinen manche. Das stimmt wohl, wenn man ihre Popularität, die Hoffnungen, die sich darum ranken, dann aber auch die Beliebigkeit und den semantischen Missbrauch betrachtet, der mit dem Begriff zuweilen betrieben wird. In ihrem vorliegenden Buch schauen die AutorInnen genauer hin, was sich hinter dem Schlagwort verbirgt und was der Begriff hergibt, wenn man Klarheit über aktuelle Probleme und alternative Wege einer zukunftsfähigen regionalen Entwicklung gewinnen möchte.
Das Buch startet mit einer Kritik expansiv-moderner Entwicklung, die - angesichts von Klimawandel und Peak Oil-Szenarien - globale Probleme verschärft und Regionen immer verletzlicher macht. Resilienz steht vor diesem Hintergrund für einen Perspektivenwechsel, auch im Nachdenken über nachhaltige Entwicklung: hin zu Lösungen, die keine "große Transformation" voraussetzen, sondern vor Ort und jetzt schon funktionieren. Daraus entwickeln die AutorInnen eine normative Vision regionaler Resilienz, die eine Re-Regionalisierung der Wirtschaft und die Entwicklung und Anwendung sozialer Innovationen vorsieht. Was das konkret bedeutet, wird im Buch nicht nur theoretisch dargelegt. Die AutorInnen präsentieren darin auch zehn Fallbeispiele (darunter die Transition-Bewegung), an denen deutlich wird, was mit regionaler Resilienz in vielen "kleinen Transformationen" verbunden und letztlich auch gewonnen ist - nämlich Zukunft.
"Resilienz als neue Nachhaltigkeit? Und was steckt hinter regionaler Resilienz und wie kann sie genutzt werden? Diesen Fragen gehen vier Autoren/innen aus Wirtschaftsethik und -pädagogik, Politikwissenschaft und Soziologie auf den Grund. Dass eine Transformation notwendig ist, begründen sie zu Beginn mit verschiedenen krisenhaften Entwicklungen, vom Peak-Oil-Szenario bis zum drohenden "Aussterben des ländlichen Raums". Daraufhin arbeiten sie alternative Visionen regionaler Entwicklungen aus, um unter anderem diesem Teufelskreis aus Landflucht und abnehmender Lebensqualität zu entgehen. Für die Verfasser/innen sind hierfür die Re-Regionalisierung der Wirtschaft genauso wichtig wie ergänzende soziale Innovationen. Anhand dieser beiden Strategien wählen sie zehn Praxisbeispiele aus, die veranschaulichen, wie die Transformationen konkret aussehen können. Auch wenn die Fallbeispiele nie alle idealen Anforderungen regionaler Resilienz erfüllen, gelingt es den Autoren/innen, diese passend in Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu analysieren.
In dem vorliegenden Buch werden Theorie und Praxis eines populären Begriffs auf lesenswerte und lehrreiche Weise vereint. Die Lektüre eignet sich deshalb nicht nur für alle an der Theoriedebatte Interessierten, sondern auch für jene Leser/innen, die Anregungen für die Praxis suchen."
" 'Regionale Resilienz', eine gleichfalls mit Österreich-Akzenten versehene Publikation, wurde "vom Land Steiermark, Abteilung 17: Landes- und Regionalentwicklung" sogar gefördert. Schliesslich zielt diese Theorie und Praxis verbindende Auslegeordnung in gleiche Richtung: Es gilt, im zunehmend krisenhaften Umfeld die Widerstandsfähigkeit gewachsener Lebensräume zu erhöhen, sie zur "Selbsterneuerung" zu befähigen. Doch inzwischen klinge Resilienz fast so ver- und missbraucht wie die "Nachhaltigkeit". Das eng mit ihr verknüpfte Postulat wird als Ergänzung, nicht als Ersatz für sozialökologische Modelle gesehen und gegen neoliberale Lesarten abgegrenzt, die das modische Label vorab für die politische Standortsicherung im kapitalistischen Konkurrenzkampf nutzen wollen. Auch da macht sich "Resilienz" gut. Das hat wohl mit einem sehr allgemeinen Befinden zu tun. Wer fühlt sich und unsere Welt nicht zunehmend gefährdet?
Zehn konkrete Exempel werden auf ihre Tauglichkeit als Vorbild geprüft, mit zuvor sorgfältig definierten Kriterien. Basis ist ein "panarchisches" Konzept, das nach einer eingängigen bildlichen Skizze plausibel mit Inhalten gefüllt wird. So gelte es etwa, "innere Verbundenheit" von Beteiligten sowie "schöpferisches Potenzial" (wieder) zusammenzubringen, um häufig von Abwanderung geschwächte Gebiete neu zu beleben und unabhängiger zu machen. Hier kommt die für viele wahrscheinlich strittigste These ins Spiel, dass "gerade die weniger urbanen, relativ peripheren Regionen" vergleichsweise "krisenfest" seien. Das hätten Untersuchungen über Entwicklungen nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 gezeigt. Allerdings brauche es "positive Visionen", um in prekären Lagen nicht völlig von Zerfallsdynamiken erfasst zu werden. Bei den Einzelporträts stehen denn auch die jeweiligen gemeinsamen Ziele im Zentrum, so verschieden sie sind. Top-down-Genossenschaften, durch die in Ohio riesige Industriebrachen zu 'Evergreen'-Orten werden, imponieren neben klassisch kleinen Graswurzelinitiativen. Bei denen geht es zum Beispiel um Energieautarkie, um gesunde Nahrung aus nächster Umgebung in einer Schule oder gleich einer ganzen Region, um die Sicherung einer vielgliederigen Landwirtschaft gegen den agrarindustriellen Trend. Die kurzen Beschreibungen wecken Lust, beispielsweise im Tirol die Gemeinde Virgen zu besuchen, "ein Paradebeispiel dafür, wie einfach BürgerInnen in politische Prozesse eingebunden werden können und welch ungeahntes Engagement dadurch freigesetzt werden kann." Hier wären dann auch die Zweifel zu prüfen, ob und wie das 'Gemeinsam sind wir stark' als Maxime des Bürgermeisters mit dem "Offen sein für Neues" harmoniert.
Nicht verwundern kann, dass als Finale am ausführlichsten das britische Totnes zum Zug kommt. Es war Ausgangspunkt der erst ein Jahrzehnt alten, aber bereits weltweit wirksamen Transition-Town-Bewegung und sei "so etwas wie ihre geheime Hauptstadt." Davon wurde spürbar auch das Quartett beflügelt, das sich in Graz für diese Studie zusammenfand. Alle sind akademisch im Wirtschaftsbereich bewandert, aber Eleonora Wenzel schrieb als Betriebswirtin kaum zufällig eine Masterarbeit über "Das Gute Leben" und ist "gegenwärtig Gärtnerin"."
Christian Felber, Mitbegründer und Leitfigur der Gemeinwohlökonomie
"Die Autoren legen einen höchst aktuellen Beitrag zu einem der jüngeren Themen der Nachhaltigkeits- und Postwachstumsdebatte vor. Diese Debatte wendet sich immer stärker der Umsetzungsebene von Stadt und Region zu, die vorliegende Schrift fügt hier einen weiteren Meilenstein hinzu.
Der Band besteht aus einem ausgezeichneten Theorieteil, der verständlich und präzise die wichtigsten Positionen der Debatte auf neuestem Stand wiedergibt. Dank des zweiten Teils mit instruktiven Praxisbeispielen gelingt den Autoren der Sprung von der Theorie auf die Handlungsebene. Daher lohnt sich das Lesen nicht nur für die an der Theoriedebatte Interessierten, welche viel über die Ergänzung der Nachhaltigkeit um den Faktor Resilienz lernen, sondern auch für Praktiker, welche Anregungen zur Ergänzung ihres eigenen Handlungsspektrums erhalten."
Ulf Hahne, Regionalökonom an der Uni Kassel